Anglophile Menschen haben Mut zur Hässlichkeit


Der Engländer galt nie als besonders schön, eher als rothaarig und sonnenverbrannt, mit dem Hang zum Alkoholismus und nur schwer zu bremsender Aggressivität. Der klassische Schlägertyp, den man am Samstagabend nicht in der Dorfdisko treffen möchte, weil der einem binnen weniger Minuten ein blaues Auge verpasst hat, war dann schnell von einem Trupp Militärpolizisten zusammengeknüppelt und abgeholt. Dass sich dieses schlechte Abbild der Inselmenschen nicht halten lässt, sondern nur den Klischee über eine Besatzungsmacht entspricht, zeigen Schaufenster, deren Gestaltung in die Psyche des Nordeuropäers schauen lassen.
Die Zeit spielt die alles beherrschende Rolle. Die Zeit rennt und rennt, die Uhren ticken und mit ihnen ticken die Engländer, in der Hoffnung, das richtig zu tun. Und Zeit impliziert Vergänglchkeit; hier wird im Sekundentakt Vergangenheit geschaffen, schnell ist das Alter erreicht, in dem man nur noch Schwarzweißfotos von sich zeigt, weil die in Farbe die Schokoladenseiten als plumpe Fäschungen entlarven.
Aber Bildung ist dem Menschen auf der regnerischen Insel wichtig, zerbrechlich zwar, denn die Kostümierung der Absolventen zeigt: Hier werden alte Zöpfe angenäht statt abgeschnitten. Eine Portion Nationalgefühl wird beigemengt, indem man bei jeder Gelegenheit Flagge zeigt, ohne die Bedeutung der Metapher entschlüsselt zu haben; Ideale verraten, aber die Landesfahne schwenken, damit sie von der Rückgradlosigkeit ablenkt. Ein Huhn stellt man dem Szenario immer gern bei: Ländlichkeit soll betont werden, das Bodenständige, die Liebe zur Heimat. Derart vollgepfropfte Schaufenster assoziieren dem Betrachter, Raum zu schaffen, um die Zeit zu überwinden.
Der Ire lacht sich über den alten Erzfeind inzwischen kaputt und stürzt einen Becher Tullamore Dew oder Jameson hinunter, in der Hoffnung, dass die Liebhaber übervoller Schaufenster bei der Betrachtung innerlich ersticken.
Eine Lösung ist das allerdings nicht.