Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch - 3


Wenn das Wetter schlecht ist im Urlaub, was nicht vorkommen darf, fotografiert der Passionierte den Makrokosmos des Urlaubsdomizils, damit der Dia-Abend einen Sinn bekommt. In der Auvergne, dem Bayern von Frankreich, regiert mitunter der Regen, und es gibt ein Überangebot an schleimigen Gesellen, die manchem Feinschmecker gern auf dem Teller lägen. Hat man den Hang zur Grillwurst oder dem Kotelett aus der Pfanne, kann das den Appetit auf das abendliche Stück Fleisch vergrämen. Im Gras kann man die glitschigen Kreaturen noch dulden, aber wenn sie morgens am Moskitonetz des Schlafzeltes emporkriechen und eine Spur aus einer undefinierbaren, eher durchsichtigen Masse hinterlassen, ist das kein guter Start in den Morgen. Gut, man sollte nicht Ökoplatz buchen, wenn man damit rechnet, dass der eine oder andere Regen fällt, denn die Gesellen kommen aus dem Buschwerk, das sich schließlich als Feuchtbiotop enlarvt. Die trockene Jahreszeit variiert. Der Nachbar aus Hildesheim kratzt mal wieder mit Handfeger und Kehrblech die kriechenden Leckerbissen zusammen, um sie dann auf Platz 10 zu entsorgen, der gerade frei ist, aber heute Abend mit Sicherheit von einem Durchreisenden okkupiert werden wird. Selber schuld!, klingt es im Inneren. Die Verwunderung wird groß sein, dass sich hier Schnecken versammeln; wer weiß, wofür sie demonstireren wollen? Selbst Kampfhund Beppo kann mit dem sich windenden Fleisch nichts anfangen, schließlich liegen die nicht in der Knoblauchtunke, die Herrchen immer dazu nimmt.Das Schlimmste aber ist, wenn man die Stielaugen betrachtet, die aus den weichen Körper wuchern: Der Urlaubsuchende fühlt sich beobachtet. Als wenn es nicht reichte, wenn es verstohlene Blicken von den Plätzen 12, 14, 26, 16 und 11 gibt. Eine Ferienwohnung kann eine Alternative sein.