Wie sag ich es dem Chef?

Manchmal hatte der damalige Chef so einen strengen Geruch; ich blieb dann lieber etwas zurück, weil sich gelegentlich  ein Würgereiz einstellte, und wenn man dann seinen Entwicklungsplan für das zweite Quartal vorstellte, machte das keinen guten Eindruck. Vielleicht war ich auch zu empfindlich. Ich fragte dann seine Sekretärin: Frau Wechtel, welches Deo benutzt denn der Chef?
Sie glaubte, ich wollte etwas für seinen Geburtstag besorgen. Ich hingegen stellte mir vor, ich hätte einen Witz gemacht und dass sie ihn verstehen würde. Beim Chef verstand sie keinen Spaß.
Der Chef riecht nach Chef, und das ist gut., war die lapidare aber deutliche Feststellung.
Aha, konnte ich nur schwach kontern, und die Frage blieb offen. Ich versuchte, diesen Mangel zu beseitigen: Also, er benutzt keins, oder?
Was wollen Sie damit sagen, Herr Weltheim?
Ich meine nur, wurde ich kleinlauter.
Ich mag diesen würzigen Duft, der ist so männlich, so ursprünglich, so archaisch......
Beim Wort archaisch aus dem Mund der Wechtel wusste ich Bescheid: Sie war verliebt in den Chef, der konnte stinken wie ein Iltis, das würde sie nur enger an ihn binden.
Na, Sie scheinen auf urige Männer zu stehen, Frau Wechtel! Mit diesem Satz wollte ich mich zur Tür hinausschleichen. Ich dachte darüber nach, wie ich es dem Chef wohl sagen könnte. Aber mit einer solchen Sekrätrin hatte ich keine Chance.
Ein neuer Job, das war es. Vielleicht bei Douglas. Come in and find out. Dachte ich.
Vielleicht sollten Sie ihr Deo wechseln, rief sie hinter mir her, oder den Job!
Douglas, dachte ich.
(Zum Foto: Der geruchsneutrale Chef hat leider immer dieses merkwürdige Grinsen auf dem Gesicht. Er ist zwar leicht zu durchschauen, aber in seiner Art etwas fleischlos. Man kann nicht alles haben...)