Lippenbekenntnisse: Das Gesicht hinterm Spiegel


Ich habe geduscht, ich habe mich rasiert, ich habe Salben und Pasten aufgetragen, Rasierwasser eingeklopft, Nasen- und Ohrenhaare gezupft und trotzdem: Wer blickt mich da im Spiegel an?
Und hinter dem Spiegel: Ist da nichts?
Wo ist das Gesicht, das immer schon da, das immer schön war, das immer existiert hat, bevor die Welt erschaffen wurde? Dieses Gesicht, das nicht altert, das auf Salben und Pasten und Haarentferner verzichten kann?
Und: Die Geliebte - werde ich sie dazu bringen, dieses Gesicht, dieses überdauernde, schöne Gesicht zu lieben, oder zählt sie die Augenringe und runzelt die Stirn darüber, wie schnell die Haare in den Ohren nachwachsen? Ist die Seele noch was wert?
So viel wert, dass sie keinen Gedanken an einen schönen, frischen, faltenfreien, unverbrauchten Jüngling verschwendet?