Gedichte und Hintergrund: Theo van Doeskopp - Monotonie (1973)


Der Neo-Dadaist Theo van Doeskopp studiert in den 70er Jahren an der Pädagogischen Hochschule in Bielefeld. Bereits damals fällt es ihm schwer, sich morgens in die Vorlesung über die Grundlagen der Psychologie zu schleppen. Häufig entscheidet er, seinen Schlaf fortzusetzen und später ihm Begleitbuch nachzulesen, was er versäumt haben könnte.
Wenn er es doch einmal schafft, diese um acht Uhr in aller Herrgottsfrühe beginnende Veranstaltung zu besuchen, lullt ihn die sanfte, sonore Stimme des Dozenten schnell ein, sodass er sich bereits gegen halb neun in einer Art Dämmerzustand, in einer Art Trance, in einer Welt zwischen Traum Tag zu befinden glaubt.
Ich wäre besser liegen geblieben! Dieser Gedanke schleppt sich in sein Hirn, Doeskopp ist frustriert, als aggressionsgehemmter Mensch gleitet er in eine mittlere Depression.
Er füllt ein Blatt seines Kollegblockes mit dem Wort MONOTONIE. Jeden Buchstaben trägt er sorgfältig in ein Kästchen, bis die DIN-A-4-Seite gefüllt und die Vorlesung beendet ist. Er glaubt in diesem Moment, die konkrete Poesie erfunden zu haben, deren Form auf den Inhalt schließen lässt! In der Universitätsbuchhandlung stellt er enttäuscht fest, dass es die schon gibt. Sein inneres Kontrollsystem schafft es nur schwer, die darob entstehende Aggression zu kanalisieren. Er will sein Werk sofort vernichten, beschließt dann aber, nach einem - für uns heute nicht mehr nachvollziehbaren- Muster, einen Teil zu extrahieren und anderes lyrisches Genre zu entdecken.
Auch das hat wohl nicht geklappt, denn „Monotonie“ blieb ein Einzelwerk.
Erst viel später nennt Theo von Doeskopp sich Neo-Dadaist und erinnert damit an den Kurzzeitdadaisten Theo van Doesburg, der in Wirklichkeit Christian Emil Marie Küpper hieß.



MONOTONIE

MONOTONIE

MONO

ONO

O NO

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O TONI

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TONI

TONI

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O NO TONI

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O NO TONI

MO NO

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MONOTONIE