Es kommt auf die Perspektive an

Was so aussieht, als sei es ein monumentaler Dom, ist in Wirklichkeit ein Flachdachhaus, ein schlichter Bungalow. Der Frosch in uns macht alles groß. Nichtigkeiten pumpen wir zur Wichtigkeit auf; von oben betrachtet, mit dem Vogel in uns, vielleicht einem Geier, sagen wir: Was soll der ideenlose Bau da unten, das ist doch nur ein großes Zimmer mit Betondecke oben drauf? Der Vogel will nicht weiterreden und fliegt davon, um einen Frosch zu finden und ihm zu lauschen, was der von monumentalen Domen zu berichten hat. Und immer und immer muss der Frosch von gigantischen Megabauten erzählen, so als sauge der Geier es förmlich auf, so als wolle der Vogel Kraft tanken, um von oben sagen zu können: Schwachsinniger Furz, den ein Mensch da in die Ecke gestellt hat! Das ist doch kein Gebäude, das ist eine Zumutung!
Der Vogel kann nicht anders, denn seine Wahrnehmung ist die aus der Vogelperspektive, die von oben herab, die nur arrogante und ignorante Urteile über Untenliegendes zulässt. Der Frosch ist in der gleichen Bredouille, er kann nur aufgedunsenen Schwachsinn über die Welt verlauten, weil er sie so sieht. Mit seinen glubschigen Froschaugen betrachtet er alles aus der Froschperspektive und gilt durch seine übertriebenen Ausführungen über Bauwerke als Aufschneider und Angeber.
Seit die Menschen jedoch festgestellt haben, dass es Wesen gibt, die aus der Froschperspektive sehen, und Wesen, die das aus der Vogelperspektive tun, haben diese Wesen Namen: Frosch und Vogel.
Jedes Großmaul, das uns über den Weg läuft, ermuntern wir mit einem jovialen "Komm, sei kein Frosch!", den Mund zu halten. Dem, der alles klein und flach macht, rufen wir zu: Du hast nicht nur einen Vogel, du bist sogar einer!