Günter Krass: Wespennest

Wie lange noch?, fragt Piet. Halbe Stunde, sagt sein Vater Fred, Bodos Onkel.
Lauft schon mal vor!, schlägt Bodos Vater vor, der mit Opa das Schlusslicht der Fünfergruppe bildet.
Die Wanderer sind auf dem Weg zu Tante Hulda. Einer Bergwirtschaft, in der es für die Großen je ein kleines Helles und die Jungen Sinalco und Butterkekse gibt.
Bodo und Piet sind gelangweilt. Heute ist Sonntag, die kleine Wanderung zum Wilden Schmied dauert gerade so lange, dass alle zum Mittagessen pünktlich am Tisch sitzen können.
Die Mütter kochen. Tante Linchen hat Hilfe von Oma Uns.
Kuck mal da!
Piet rennt ins Unterholz, trotz der guten Sonntagskleidung und der Gefahr sie zu verschmutzen oder, noch schlimmer, sie zu beschädigen.
Sonntagskleidung muss geschont werden. Selbst sonntags hängt sie lieber im Schrank. Erst wenn sie beginnt nicht mehr zu passen, wird aus ihr Alltagkleidung.
Bodo rennt hinter Piet her. Beide sind mit Stöcken bewaffnet, die sie am Wegesrand gefunden haben. Mit den Stöcken stochern sie im Laub herum. Eine Pilzgruppe wird freigelegt. Die beiden rätseln, ob die Pilze wohl essbar sind und schnüffeln an ihnen wie junge Hunde.
Au!, schreit Bodo plötzlich. Eine Wespe hat ihn ins Bein gestochen. Unter seinem Hintern tauchen immer mehr Wespen aus einem Wespenloch auf. Wütend fliegen sie um die Jungen herum. Hilfe!, schreit Piet, Wespen!
Die Erwachsenen bleiben stehen, schauen sich kurz um, zücken ihre Spazierstöcke und rennen mutig dem Feind entgegen.
Der Vater fasst Bodo am Arm und schlägt auf eine Wespe ein, die sich auf Bodos Bein gesetzt hat. Onkel Fred macht das mit Piet, Opa haut in die Luft, um dort ein paar Treffer zu landen.
Schlag folgt auf Schlag, die Jungen schreien, diesmal vor Schmerzen, die von den Stöcken verursacht werden.
Die Wespen werden immer wütender, die Väter schlagen unerbittlich weiter, Opa hat einen Lufttreffer erzielt. Die Wespe ist aber nur betäubt.
Schließlich erkennen alle, dass es besser ist die Flucht zu ergreifen. Sie laufen und laufen, bis die Wespen die Verfolgung aufgeben.
Opa ist der Langsamste, weil er die kürzesten Beine hat; die Jungen sind sowieso schneller, weil sie richtig rennen.

Außer Atem, verschwitzt und durstig erreicht die Gruppe Tante Hulda. Bodos und Piets Beine und Hintern tun weh, obwohl jeder nur einen Wespenstich abbekommen hat.
Die Erwachsenen trinken ihr kleines Helles in einem Zug, die Jungen saugen die Sinalco durch einen Strohhalm aus der Flasche.

Da habt ihr zu Hause aber was zu erzählen, meint Opa.

Die Jungen fragen sich, ob er wohl die Wespen meint, oder die Tracht Prügel die ihnen die Väter verabreicht haben.
Auf dem Rückweg teilen sich die beiden eine Kleinpackung Butterkekse und alle machen einen großen Bogen um die Stelle, an der der Kampf am Wespennest stattgefunden hat.