Vincent van Eijnoor: Kopfdruck

Anlehnen kann zur Qual werden für den, der die Anlehnung ertragen muss. Den Kopf auf seinen Nächsten stützen ist eine Respektlosigkeit dem Stützenden gegegnüber, dessen Bedürfnisse und Interessen werden nicht berücksichtigt, nur der Eigennutz regiert und diktiert das Verhalten. Das muss nicht sein.
Ein lautes NEIN! kann eine Grenze ziehen, nein!, ich will nicht, dass du dein Kinn auf meine Fontanelle legst. Das empfinde ich nicht nur als peinlich, sondern auch als höchst unangenehm. Die meisten Leute können nicht nein sagen. So passiert es immer wieder im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, wenn die Sitzplätze vergeben sind, dass Reisende den Mitreisenden als Ablagefläche für ihr müdes Haupt suchen; vollkommen belanglos bleibt, ob das dem Mitreisenden passt. Der hat plötzlich so einen Druck auf dem Kopf und spürt die nächste Migränewelle anrollen, schluckt vorsichtshalber ein paar Pillen. Völlig zu unrecht belastet er Leber und Nieren, ist abgedröhnt und bekommt von der schönen Reise kaum noch etwas mit. Wenn der Zugbegleiter kommt, kann er kaum seine Fahrkarte hochhalten und lallt etwas von "Die ssweite von links dassis meinefrau...."
Der Kontrolleur presst seinen Stempel auf die Karte und wendet sich dem Kopfaufstützer zu. Der stellt sich schlafend und macht auf siamesischen Zwilling, worauf der Kartenmann stirnrunzelnd weitergeht, weil er nicht genau weiß, ob die als eine oder zwei Personen durchgehen. Hätte er nachgehakt, dann wäre ihm ein Schwarzfahrer in die Lappen gegangen. So aber ist dem unentgetlichen Zugfahren und dem Vortäuschen einer Behinderung wieder einmal Vorschub geleistet worden. Darum ein klares NEIN! zum Kopfaufstützen durch wildfremde Personen.