Andy ("Das Gegengift") Doth: Nicht täuschen lassen


Überall Illusion. Selbst die Natur entblödet sich nicht, den Menschen, der meisten vor der Mattscheibe klebt, zu täuschen. Nehmen wir den Fliegenpilz. An sich ist der Name schon hässlich: Fliegen verbinden wir sofort mit Exkrementen, auf denen sie surrend und summend herumschwirren, um sich anschließend auf unser liebevoll geschmiertes Butterbrot zu setzen. Leuchtendes Rot will auf sich aufmerksam machen; wie Frauen ihre Lippen schminken, um den Mann anzulocken, so versucht der Fliegenpilz den entfremdeten Menschen des Medienzeitalters anzulocken und zu betören. Schlichte Bewunderung ist dem Pilz genug; manch mittelloser Alkoholiker greift jedoch tief und pflückt den am Wegesrand, manchmal in Hexenringen angesiedelten, angeblichen Schönling, um ihn als Ersatzdroge einzuverleiben. Aber ist es wirklich die sogenannte Schönheit, die das bewirkt, oder die Wahrnehmungsstörung des Delirium tremens? Ist nicht jeder in einer Art Delirium, wenn er sich von roter Farbe anziehen lässt?
Der Fliegenpilz ist im Grunde hässlich: Er sitzt im Dreck und hat weiße Pickel auf der Kappe. Was soll schön sein daran? Man muss schon Fliege sein, die sich den Verdauungsresten von Mensch und Tier hingibt, um auf solche Illusion reinzufallen. Was sind das für Männer, die sich von roten Lippen, vielleicht völlig überschminkten und aufgespritzten, vom geraden Weg abbringen lassen?