Manfred de Ap: Familie (2010)


Das degenerierte Bild einer deutschen Familie im medialen Zeitalter nach der dritten industriellen Revolution. Oder das Bild einer degenerierten Familie in der Postmoderne des Klimawandels.
Die Mutter schielt, weil sie zu sehr auf das Aussehen ihrer Nase achtet; Zeichen einer strengen Ichbezogenheit, die keine familiäre Wärme zulässt; der Sohn verblasst am Bildrand, er vermisst die Mutter, die doch nur zwei Personen weiter steht. Er kennt sie vielleicht nicht seit der letzten Frisurveränderung. Er hat den Blick zu häufig gesenkt, schaut auf sein elektronisches Spiel. Ach, welche Klischees! Die Kinder kennen keinen Sonnenaufgang mehr, weil dann immer noch in der Furzmolle dösen. Der Vater ist das Weichei der Gruppe. Die Augen weit aufgerissen will er sein Erschrecken zeigen: Ich bin erschrocken über das alles, wenn mir einer sagen könnte, was das alles ist. Die ererbte Unwissenheit.Ich habe alles nicht gewusst! Man kann mir keinen Vorwurf machen. Er weiß nicht einmal, was er alles nicht gewusst hat. So wenig, so sehr. So sehr, sehr wenig.
Unsere Gesellschaft kann mit dieser Mentalität keine Kopfsprünge machen. Vielleicht eine Arschbombe, unsere Lieblingsfigur beim Schauspringen im Sommer 1968.
(Aus: Theo von Doeskopp - Bilder, die man vergessen kann, Neodadaismus und Ekel, Alzheim 2010)