Das Auge trinkt mit

Fürst Uranov steht auf der Flasche, Wodka ist ihr Inhalt gewesen; das Auge registriert und leitet ans Hirn weiter und das rastert mal schnell durch die Palette der Vorurteile und denkt sofort: Russenfrühstück! Traurig diese Stigmatisierung der vorwiegend russisch sprechenden Deutschen mit Migrationshintergrund. Hier hätte auch ein Berufsschüler oder ein mittelloser Enddreißiger mit Freude an frischer Luft und grobem Rindenmulch sitzen können; das ist dem Hirn aber zu differenziert.
Gut: Wodka und Uranov, das lässt natürlich sofort an den Osten denken, Tschernobyl fällt dazu ein, Uran als Brennstoff in einem maroden Atommeiler, in dem die Mitarbeiter wahrscheinlich aus der Flasche gefrühstückt hatten und nicht rechtzeitig den roten Knopf zum Runterfahren der Anlage drücken konnten. Vielleicht war auch gerade Fußballweltmeisterschaft, und da wird auch mal Fernsehen geguckt, besonders, wenn eine östliche Mannschaft mitspielt und eventuell ein Tor geschossen hat. Fürst Uranov - Das lässt an die alte Zarenzeit denken, als es noch kein Uran gab, bzw. keiner wusste, was man damit anfangen konnte. Mit der Oktoberrevolution kam dann auch der sogenannte Fortschritt und 4o Jahre später baute man lustig Atomkraftwerke, die ganz Europa gefährdeten.
Lecker wird dieser Wodka nicht schmecken, denkt das Hirn, neben dem radioaktiven Material assoziiert das Hirn noch den Namen Urinov, der für den gelben Körpersaft steht, den Carmen Thomas damals im Ü-Wagen hochhielt und postulierte, dass er für allerlei gesunde Dinge einsetzbar sei. Schmeckt trotzdem nicht, denkt das Gehirn weiter, und bleibt dabei: Russenfrühstück!