Telefongesellschaften greifen nach den Großhirnen

Man glaubt sich beim Zeitunglesen in einem relativ geschützten Medium, keiner kann einen abhören, man hinterlässt keine Spuren im Internet und man schließt nicht zufällig durch das Drücken eines falschen Knopfes einen Knebelvertrag ab, der einen finanziell in die Knie zwingt. Man glaubt mit einem überregionalen Tageblatt die richtige Wahl getroffen zu haben, weil man sich sein Leben lang geschämt hat, die Bildzeitung zu kaufen, obwohl da interessante Fotos zu sehen sind. Niveau ist Pflicht, knallt es durchs Hirn und daran will sich der Bildungsbürger halten.
Und dann dieses verdächtige Klingeln im Ohr, dieses Fiepen im Hirn, dieses diffuse Gefühl der Verblödung. Was ist los? Die Zeitung ist angefüllt mit Bildern von Telefonhörern, die heute kein Mensch mehr benutzt. Was soll das? Unterschwellige Werbung, schallt es aus dem Off. Du glaubst dich auf einer Seite, die dir bei der beruflichen Entwicklung helfen soll, und dann liest du plötzlich zwischen den Zeilen und entdeckst einen Telefonhörer, so einen Einpfünder aus Bakalith, wie ihn früher die Menschen benutzten, als es ihnen zu anstrengend wurde, laut zu schreien. Dann noch einen und noch einen. Überall zwischen den Zeilen Telefonhörer. Du merkst, dass dein Bedürfnis nach diesen Dingern steigt, du willst einen, einen echten, einen schweren, einen schwarzen, einen aus Bakalith. Die gibt es aber nicht. Egal, du rennst los, rennst in den nächsten Telefonladen, du musst dein Bedürfnis befriedigen, egal wie, und wenn es kein schwerer Hörer ist, dann eben ein leichter, und wenn eine Telefonanlage dranhängt auch egal, her damit, gekauft, fertig,aaaaah...Ruhe im Schädel; der Herzschlag normalisiert sich.
Was du nicht weißt: Jetzt bist du in den Klauen der Telefongesellschaften. Jetzt haben sie dich an der Angel, oder an der Strippen, wie man früher sagte in der Welt vor dem Schnurlostelefon.
Du gehörst zu den bemitleidenswerten Menschen, die zwischen den Zeilen lesen.
Da sind die Menschen, die zwischen den Bildern nicht lesen, zu beneiden, die haben nie was gemerkt und werden das auch weiterhin nicht tun.