Skulpturenpark in Körbecke am Möhnesee

Wie wenig der bescheidene Kunstliebhaber erwartet darf, wenn er an einem verregneten Feiertag, etwa dem Tag der deutschen Einheit, durch die Wiesen oder einen nahegelegenen Skulpturen-Park schlendert, zeigt das Angebot, das ihm eine kleine, möhneseenahe Ortschaft anbietet: Schlichte, in den Boden gerammte Holzpfähle genießen schon das Etikett "Skulptur", wenn sie in entsprechender Umgebung dargeboten werden. Was bei Sonne eher dem unvollständigen Kleinsspielfeld für Schnappball gleicht, wirkt auf den Betrachter, nachdem die Begrenzungsdrähte entfernt worden sind, wie die Einsamkeit des Holzfällers, der in nasskaltem Wald seinem zerstörerischen Handwerk nachgehen muss und dessen Axt unbarmherzig in die weisen Bäume schlägt, die seit Jahrtausenden über das Terrain wachen und den Menschen längst nicht mehr brauchen, ihn sogar noch nie gebraucht haben. Dem Holzfäller rinnen die Tränen über die verwitterten Wangen; die Motorsäge ist ihm nicht angesprungen, seine treue Freundin liegt kalt am Boden. Verletzungen, die so schnell nicht heilen. Die Axt frisst sich durch das Holz; kein schneller Tod. Mein Freund, der Baum, singt Alexandra aus dem Schaub-Lorenz-Radio, dessen Batterien schon schwach sind, mein Freund, der Baum, ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot.
Kunstliebhaber, der du intuitiv mit dem Baum hältst, denke daran: Die Skulptur stellt die Einsamkeit des Holzfällers dar! Bäume sind nämlich nicht einsam, die haben immer noch den Wald. Der Holzfäller aber ist eine aussterbende Art, der mit jedem gefallenen Baum auch seine Existenzberechtigung verliert. So weit kann Kunst greifen.
Zu Halloween sollen wieder Drähte gespannt werden, einmal, weil es lustig ist, wenn Menschen mit Kürbisköpfen über diese stolpern, zum anderen, weil ein Schnappballkleinfeld irgendwie besser einleuchtet.