Samstag, 27.9.08: Inkognito reisen


Wer will nicht unbehelligt bleiben, wenn er reist? Inkognito nennt man das. Vor allem der Prominente, der zwar immer sein Maul aufreißt und die Zähne zeigt, um zu lachen, seine Fans aber eher zum Kotzen findet, sie aber billigend in Kauf nehmen muss, weil sie seinen üppigen Lebenswandel finanzieren, so dass er sich ein Bahnticket leisten kann, um einmal einen Ausflug machen zu können, will unentdeckt bleiben. Am häufigsten werden Prominente am Gesicht erkannt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Charlie Chaplin, der an seinem Bambusstöckchen erkannt wurde und wie Winnetou, den man über die Silberbüchse und die Tatsache, dass er wie ein Althippie aussah, identifizieren konnte, ist der Kopf das Haupterkennungsgebiet an einem Prominenten. Den Kopf zu verhüllen ist eine einfallslose und nutzlose Methode, sich vor Übergriffen durch Fans zu schützen, die nicht davor zurückscheuen, mit ihren Fingern in der kopfverdeckenden Kleidung herumzuwühlen, bis sie einen warmen Körperteil zwischen Daumen und Zeigefinger halten und laut aufschreien können: Heino Ferch!, oder Heidi Klum! Anschließend wird mit Fanpostkarten im Gesicht des Gefundenen herumgestochert, was üble Schnittwunden nach sich ziehen kann, wohl aber dem Erheischen einer Unterschrift dienen soll.
Am schlimmsten aber ergeht es Reisenden, die ihren Kopf hinter einer Windbluse verstecken, weil sie ein Nickerchen machen wollen. Wenn der hoffende Fan, nachdem er gewühlt und gestochert hat, feststellt, dass es sich gar nicht um einen Prominenten handelt, nicht einmal um einen Schausteller aus einer täglichen Seifenoper, sondern um eine belanglose Person des Alltags, kann das Erwachen böse sein. Frustabbau heißt dann die Devise, und da weiß der Fan nicht wohin. Da bleibt nur noch, ihm die Bildzeitung hinzuhalten und zu hoffen, dass ihn das täglich wechselnde Bild einer Barbusigen ablenkt.
Tipp: Wenn schon Nickerchen, dann immer mit unbedecktem Kopf. Wenn schon nicht erkannt werden wollen, dann zu Hause bleiben!