Durch die Wand gehen

Im Mittelalter war alles viel schwieriger. Man hatte zwar seit dreitausend Jahren die Wände erfunden, nicht aber dazugehörige Türen, mittels derer man durch eine Wand gehen konnte. Kopfverletzungen stammten von dem Versuch, über eine Mauer zu springen; den Erstickungstod erlitten Verzweifelte, die versucht hatten, sich unter einer Mauer hindurchzugraben und deren Baugrube schließlich einstürzte. Ein einfaches Durchrennen des Bauwerkes zog zahlreiche Knochebrüche nach sich, Splitterfrakturen waren keine Seltenheit. Daraufhin wurde die Eisenrüstung erfunden, die den Stürmenden schützen sollte. Leider ertranken viele, nachdem sie mit Schwung die Mauer durchwandert hatten, im Burggraben, der seit dem letzten Unwetter mal wieder randvoll war. Eisen schwimmt bekanntlich nicht oben, vor allen nicht, wenn es mit einem Ritter gefüllt ist. Da so viele im Graben ertrunken waren, erfand man schließlich das Fenster, durch das man gucken konnte, ob der Burggraben voll war und ob es empfehlenswert war, durch die Wand zu gehen. Die Chinesen, die schon lange in Besitz einer riesigen Mauer waren, erfanden schließlich erst das Schwarzpulver, dann die Ess-Stäbchen und zu guter Letzt die Tür. Ein Aufatmen ging durch ganz Europa und bis 1848 war die Rüstung fast vollständig verschwunden. Lediglich aus Erinnerungsgründen und weil sie so schön glänzen kann, wird sie noch heute von Liebhabern getragen. Zweckmäßig ist sie schon lange nicht mehr. Die Tür aber ist geblieben und erfreut die Menschheit, die gar nicht mehr weiß, wie das Leben ohne Tür mal gewesen ist.