Irreführung durch die Presse

Auf den ersten Blick denkt der Leser: Aha, die EU...na was, solche Leute haben die jetzt im Parlament? Vielleicht sogar als Kommissare? Und dann erhöhen die auch noch den Druck auf Russland. Halt! Das ist vielleicht Russland, was ich da sehe, oder ein paar Vertreter aus Novosibirsk. Ach, nein, Russen sehen irgendwie anders aus. Mit Kopftuch und Kittelschürze, oder wenigstens einem Haufen Goldschmuck, da, wo Platz ist am Körper. Der Mann, falls es einer ist, trägt gar keine Pelzmütze Modell Breschnjew, der schaut vielmehr aus dem Kopf wie ein Kaninchen angesichts seines Schlächters, so als dächte es: Ob es weh tun wird? Quintessenz: Da sind weder EU noch Russland zu sehen noch scheint jemand unter Druck zu stehen.
Der Blick schweift weiter und findet die nächste Überschrift: Der Trend geht zum kurzen Pony. Interessant. Das Foto zeigt fünf Menschen, die den Trend zum kurzen Pony darstellen sollen. Zwei Blondinen haben etwas Fummeliges vor der Stirn, das nicht wie ein Pony aussieht; der männlich wirkenden Person hat man die Haare nach oben gestylt, für eine Frisur in Form einer Pelzmütze hat es wohl nicht gereicht, für einen Pony hat man die falsche Kämmrichtung gewählt. Zwei Damen tragen einen Pony, der ihnen gerade noch erlaubt, einen Blick ins Handtäschchen zu werfen, um nach dem Lippenstift zu wühlen. Das sind dann wohl kurze Ponys. Die langen sollen früher, als die noch im Trend waren, bis zum Kinn und noch tiefer gereicht haben. Man hat sie dann in der Mitte zerteilt und die Frisurhälften hinter die Ohren geschoben, was zur Erfindung des Mittelscheitels führte. Oder gehört der Text vielleicht zu einem anderen Bild, einem Pferdesportbild, auf dem neue Zuchterfolge präsentiert werden. Kurze Ponys, halb so lang wie die alten. Der dazugehörige Text erscheint vielleicht morgen. Oder ist gestern schon erschienen. Wir wissen alle: Zeitunglesen ist eine spannende Sache, und wenn man Glück hat, erfährt man sogar etwas Neues.