Menschen im Freiland

Ein neuer Wellnessbereich hat sich heimlich entwickelt und will Trendsetter in 2009 werden. Freiland-Sport ist den Salatköpfen nachempfunden, die nicht in der brütend-feuchten Hitze von Glashäusern in ihrer Nährtunke dümpeln, sondern die sich der Sonne und des Sauerstoffs erfreuen und dem Gaumen des Gourmets eine Freude bereiten wollen. Wenngleich der Vertilger von Freilandeiern darüber klagt, die Eigelbe würden zu sehr nach Regenwurm und nicht mehr nach Fischmehl schmecken, so glaubt der sportive Mensch, der Entspannung und körperliche Betätigung sucht, dass ein längerer und regelmäßiger Aufenthalt im Freien den Geschmack nicht trüben kann. Vielmehr könnten geschmacklose Menschen endlich etwas kerniger im Biss, etwas herzhafter im Abgang auftreten, was das Selbstbewusstsein erweitern und das Selbstwertgefühl steigern würde. Zurzeit werden verschiedene Sportarten angeboten, die den genannten Effekt erzielen sollen: Herumzeigen in der Gegend, Stabtragen auf Rasen, Händervormbauchverschränken und Beifallnicken vor dem Metallzaun. Alle Sportarten erfordern lediglich normale Freizeitkleidung, und das macht das Ganze so preiswert. Teuer kann sich die Anschaffung eines Metallgitters erweisen, vielleicht kann das Herumlungern in Buswartehäuschen da eine Alternative sein. Auf jeden Fall eine begrüßenswerte Idee, die auch bewegungsgehemmten Menschen das Gefühl vermitteln kann, etwas Sinnvolles für ihren Körper getan zu haben.