Mythos und Illusion: Unser Lied


Die Kapelle spielt unser Lied, Schatz. Alles taucht sofort in Rosa. Alles so sanft, so zärtlich, alles vergessen, was drumherum, die Betrunkenen, die Holzdielen, die Theke, der Schweißgeruch, die Grölenden, das Bier, das Bier, die Apfelkörner, die Gehörnten, die Schnäpse aus dem Steinkrug, der Radau, die schräge Musik der Kapelle, Mann ich kann diese Scheiße von Chris Roberts nicht mehr hören du kannst nicht immer siebzehn sein, ich weiß, du bist schon lange keine siebzehn mehr, jetzt spielen sie unser Lied, ich vergesse alles, ich vergesse mich, die Welt ist doch schön, das Leben ist doch schön, dieses Dorf ist doch schön, es soll nächstes Jahr sogar schöner werden, alles ist schön, so schön rosa, wie du damals in deinem rosa Bikini im Sommerbad, als wir Pommes frites gegessen, Cola getrunken und Juno geraucht haben, alles roch so schön nach Chlor, nach sauberem Wasser, wir haben das Gras abgezupft und den Rauch durch die Liegedecke gehaucht, dass ein brauner Fleck entstand, wir haben gelacht und gelacht, und Bucki hat geheult, weil er dich nicht abgekriegt hat. Und jetzt unser Lied. Alles was dazwischen lag ist vergessen, nur noch das Schöne bleibt, alles vergessen. Ich weiß nicht mal mehr, wie unser Lied heißt. Irgendwas mit Love oder Dove oder Bove. Schatz, hilf mir, nein, bleib jetzt mit deinem Apfelkorn weg! Nicht schon wieder tanzen. Mach nicht alles kaputt. Very oder hairy, irgendwas in der Art kam auch drin vor. Es fällt mir schon noch ein, ja, ich liebe dich natürlich immer noch, ja, wie damals im Sommerbad, ja, genau, wir waren niemals im Sommerbad und du hast auch keinen Bikini gehabt, Jaja, dann warst du es eben nicht. Komm, hör jetzt mal zu: Unser Lied! Unser Lied!