Gefrorenes taute ab. Gras tauchte wieder auf. Nur vier
Buchstaben waren noch im pappigen Schnee zu lesen. Was hatten sie zu bedeuten?
Hell? Hello? hell? Shell? hellblau? War es englisch? Oder doch deutsch? Hatte hier nur
ein Wort gestanden? Oder ein ganzer Satz? Ein ganzer Text? Ein Buch? Eine Biographie?
Ein Leben? Eine Laune? Ein Lied? Mythos? Spaß? Wahrheit? Ein Drama? Eine
Komödie? Grünes, noch leicht matschiges Gras tauchte auf, wurde befreit von dem
schweren, nassen Schnee. April, Mai Tai und Juni standen mit einem Kaffee in der Hand in der noch kalten Frühlingsluft
und schauten schweigend auf die kleiner werdende Schneefläche. Wäre ich ein
Mann, würde ich in den Schnee pinkeln und gelb das Tauen beschleunigen, dachte
April. Mai Tai schüttete ihren Kaffee auf das h, das zischend schmolz. Juni
riskierte eine matschige Jacke, schmiss sich in den weißen Rest und versuchte
einen Schneeengel. Sie blieb liegen, bekam einen nassen Hintern, stand auf,
klopfte sich die letzten Winterreste von der Jacke, war dankbar für die
ausdruckslosen Blicke der Freundinnen und teilte mit Mai Tai den Rest ihres
Kaffees. Schweigend wanderten die Drei am Fluss entlang, der Hochwasser,
Eisschollen, erfrorene Enten, zwei Drachenboote und
ziemlich viele Tränen, die den Salzgehalt des Flusses bis zum Grenzbereich
steigerten, ins Meer geleitete. Keine von ihnen gab einen Kommentar ab.