Neo-de Stijl: Piet Schlendrian - Fliesentisch (2012)

Piet Schlendrian: Fliesentisch (2012)
Die Geschäftsidee war damals genial. Mondrian hatte sich ein riesiges Geodreieck gekauft, das es eigentlich nur für den Schulbedarf gab, und damit locker rechte Winkel und dadurch entstehende Rechtecke gezeichnet.
Drei Farben hatte er aus seinen 14 Lieblingsfarben gewählt und die Rechtecke ausgepinselt. Schwupp, war das Bild fertig.
Die Menschen waren fasziniert, denn sie besaßen keine Geodreiecke und konnten folglich nicht schöne Rechtecke zeichnen und dann ausmalen.
Piet Schlendrian aus Holland, der eigentlich irgendeinen Käse studieren wollte, brach vor einem halben Jahr sein Studium ab und dachte sich: Warum nicht Mondrians Geschäftsidee neu aufgreifen und Geld machen?
Zwar hatte alle Welt Geodreiecke und konnte sogar am Computer Rechtecke zeichnen, allerdings waren die Leute viel zu faul geworden, Rechtecke auszupinseln oder mit dem Fülleimer im Grafikprogramm zuzukleistern. Jeder glaubte, er könne sich leisten, das andere machen zu lassen. Natürlich gegen Geld.
Schlendrian nutzte die Situation aus, prognoszierte Bedarf an fliesentischartigen Gemälden und werkelte drauf los. Er kaufte sich die Farben Rot, Gelb und Blau, Weiß war ja sowieso schon da. Innerhalb kürzester Zeit hatte er 134 Werke geschaffen, die jetzt nur noch gekauft werden müssten.
Müssten! - Die Aktienkurse für Fliesentische sanken parallel in den Keller, der Absatz stagnierte, bzw. kam gar nicht erst in Gang. Jetzt steht Schlendrian vor seinen Fliesentischen und kann sich nicht setzen, weil keine Stühle da sind.
Um Interesse im Kunstbetrieb zu wecken, fügte Schlendrian eine neue Regel ein. Dieselbe Farbe darf nicht in einem benachbarten Feld aufgetragen werden! Das war dann fast so spannend wie Sudoku.
In "Fliesentisch (2012)" bleibt ein Feld weiß, weil nichts mehr geht.
Vielleicht hätte er oben links mit Gelb anfangen sollen. Wer weiß es? Wer will es wissen?
Bis jetzt noch keiner, aber das kann sich schnell ändern.