Westberlin verfällt

Westberlin verfällt. Das ehemalige Zentrum des Konsumrausches und der Dekadenz vor dem Mauerfall wird zusehends ins Abseits gedrängt von den ostberlinerischen Großplätzen am Fernsehturm und am Sony-Zentrum.
Das KaDeWe hat seinen Glanz eingebüßt; den Laden betritt nur noch der Neu-Tourist, der Berlin vom Hörensagen kennt. Das Alexa zieht die Menschen magisch an und bläst sie mit prallen Einkaufstaschen in die graue Realität zurück.
Der "young urban professional" ernährt sich von in Öl gegrillter Currywurst mit Pommes frites und deckt damit den Kalorienbedarf für die erste Wochenhälfte, denn er ist immer "busy", damit man ihm abnimmt, dass er für das Geld, das er anderen abnimmt, auch arbeitet. Nach dem Mahl noch eine Linie Currypulver aus eigener Herstellung durch die lange Nase gezogen und ab ins Tagesgeschäft! Die Gedächtniskirche schaut traurig auf  das Geschehen und wünscht sich die Mauer zurück, damit auch diese geistliche Ruine endlich wieder die Geltung erhält, die sie so schmerzlich entbehrt.