"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Das Tier in dir annehmen

Nimm das Tier in dir an! Ja, leichter gesagt, als getan: Das Tier in dir besiegen! Annehmen, lieben! Welches Tier schlummert denn in dir, oder besser: Welches Tier schlummert in dir an deiner Seite, wenn du dich vor dem Fernsehapparat von rechts nach links wälzt, ein komisches Grummeln wahrnimmst und nach der Chipstüte greifst, weil du denkst, dein Magen habe Hunger. Dein Magen! In welcher Beziehung stehst du denn zu deinem Magen? Ist er ein fremdes Wesen, das du schnell fütterst, damit es Ruhe gibt und du in Ruhe weiter vor dich hin sitzen kannst? Oder hast du immer schon heimlich geahnt, aber nie zu denken gewagt, dass da ein Tier, dein Tier, dein inneres Tier rumort, krächzt oder sogar brüllt? Warum hast du Angst davor, deinem Inneren zu begegnen? Du weißt, ein Bär kann es nicht sein, denn der wäre im Winter ruhig, weil er schläft. Gut, vielleicht schnarcht er, aber er regt sich nicht wirklich. Das Tier in dir ist deine Kraft!
Wovor hast du Angst? Dass es dich besiegen könnte? Schneller als du rennen kann? Denkt? Hofft? Lebt?
Stell dich deinem Tier!
Oder ahnst du, dass es etwas Kleines und Unscheinbares ist, mit dem du nicht bei deinen Kumpels an der Theke angeben könntest?
Du änderst es nicht.
Es ist du.
Du bist es.
Wir, ihr, sie und alle sind.
Wer möchte nicht im Inneren einen Löwen haben oder einen  Geparden? Endlich hochschnellen aus dem Sofa, ohne dass die Knie knacken. Endich kein schlechtes Gewissen haben, wenn deine Frau dich bedient, dir das Essen bringt, das sie vorher im Supermarkt gejagt hat.
Aber dann die Ahnung: Ich bin ein Maulwurf.
Versöhne dich mit dem Maulwurf in dir!
Ja, wie klingt das denn?, denkst du.
Nicht gut, muss jeder zugeben.
Aber der Maulwurf ist deine Aufgabe. Finde seine positiven Qualitäten und nutze sie. Gehe nicht zu deinen Kumpels an der Theke, die dich vielleicht verlachen, weil sie unentwickelte Persönlichkeiten sind, sondern alkoholabhängige Schwachköpfe. Lass dich nicht beirren! Nimm an, was du bist. Auch den Maulwurf in dir. Nähre ihn, mach ihn groß! Dann werden eines Tages deine Thekenbekanntschaften auf die Knie sinken und ehrfürchtig die schweren Köpfe senken, und leise vor sich hinsingen: Lieber, großer Maulwurf! Lass uns Freunde sein.