Schweinedenkmal in deutscher Kleinstadt

Der Tourist und Besucher der Kleinstadt erwartet ein angenehmes Ambiente, milde Temperaturen, freundliche Menschen und Bürgersteige, auf denen Hunde nicht ihre Geschäft erledigt haben. Das Kleinstädtische wollte und sollte immer Richtschnur sein für das Denken, das Fühlen und das Handeln der Menschheit. Wo es dir in der Kleinstadt gutgeht, da geht es auch der ganzen Welt gut! Dieser eher kryptisch anmutende Satz galt lange Zeit als Imperativ: Lass es dir gutgehen in der Kleinstadt, dann geht es auch der Welt gut. Dieser Trugschluss veranlasste viele Menschen, in die Kleinstädte zu ziehen und so entstanden die Großstädte, in denen aber das Unheil wie Natternbrut an den Brückenpfeiler und Häuserwänden hochzüngelte und an der Unschuld der Menschen leckte, um es mit seinem giftigen Odem zu verderben. Die Dörfer schwollen aufgrund nachfolgender Landflucht zu Kleinstädten heran und verödeten zu Brachen und Fußballplätzen. Erst mit aufkommender Überbevölkerung konnten sie ihre alte Aufgabe, die Beherbergung der Großfamilie, die in den Großstädten als asozial gilt, übernehmen.
Die Menschen in der Kleinstadt aber waren enttäuscht, dass sie plötzlich in Großstädten lebten und die ehemaligen Dörfler, die jetzt Kleinstädter waren, erregten sich ebenfalls und lösten die Großfamilien auf. "Schweinerei! Große Schweinerei ist das!", brüllten sie und ließen vor Wut sogar den unbestimmten Artikel weg. Da sie aber keinem die Schuld geben konnten an der Entwicklung, höchstens vielleicht sich selbst, setzten sie der Schweinerei ein Denkmal. Die Touristen und Besucher aber ergötzen sich an den poussierlichen Borstentieren, die aus Stein sind und keinerlei Dreck auf den Gehwegen verursachen. "Schau mal da, wie süß", sagt die Oma dem Knirps," daraus werden in Echt die Bratwürste und das Mett gemacht." Beim Zurücktreten, um das Denkmal besser betrachten zu können, tritt sie in die Hinterlassenschaft eines magenerkrankten Boxerrüden. "Verdammte Hunde, wollt ihr ewig leben?", zischt sie zornig vor sich hin und zerrt den Knirps aus der Gefahrenzone.
Die Kleinstadt jedoch ruht wieder in sich, in ihrem freundlichen Ambiente und mit ihren ebenso freundlichen Bürgern, die vom Tanz in den Mai 2010 träumen. Aber bis dahin ist ja noch lang.