Plattenbesprechung: Mallet - Du gib mir dein Geld

Du gib mir dein Geld!
Sind hundert Euro, hab schon nachgezählt.
Wenn mir ein jeder auf der Welt
nur hundert Euro gibt, dann bin ich reich wie Ackermann,
dann bin ich reich wie Ackermann, oh yeah...

Auf den ersten Horch denkt der Hörer: Hallo, was ist das denn? Wer ist denn hier von seinen Medikamenten abgesetzt worden? Wer versucht hier in Musik zu kompensieren? Die klassischen Komponisten und alle Protagonisten von Rock, Blues und Liedern aus dem Alpenvorland müssten sich im Grabe umdrehen, dränge nur eine Schallwelle an ihre verschütteten Ohren.
Eine penetrante Kalimbatonfolge, durch Verzerrer, Kompressor und Chorus gedreht, soll den Konsumenten wohl in eine meditative Stimmung versenken; eher wird das Nervenkostüm auf eine Belastungsprobe gestellt, wenn das scheppernde Instrument aus Afrika die handgeschmiedeten Klangnägel ächzen lässt. Abgeschlagen im Hintergrund eine Stimme, die Wehmut ausdrücken will, und resigniert, aber recht schief, eine schlichte Melodie intoniert. Auch hier wohl mehrere Effektgeräte im Einsatz, die es aber nicht schaffen, den Tönen mehr Präsenz zu verleihen.
Komponist und Interpret Mallet hat hier eine Art deutschen Ethno-Schlager entwickelt, der eigentlich ein Widerspruch in sich ist; vielleicht ist diese Komponente das, was zum Nachdenken anregen soll, das, was provozieren soll.
Ob das beabsichtigt ist, lässt der dürftige Text, in dem man weder Strophe noch Kehrreim identifizieren kann, offen.Um als Schlager durchzugehen, fehlt dem Lied doch das Gechliffene, das Glatte, die Geradlinigkeit. Das „oh, yeah“ am Ende hebt den Eindruck von Schlager sowieso wieder auf, und der Hörer bleibt verunsichert zurück. Nur das Gejammere der Kalimba wirbt für das Etikett „Ethno“.
Eins aber ist sicher: Das Stück kann man sich schenken. Ethno kann jeder zu Hause mit der Handkurbelkaffeemühle spielen, und deutsche Schlager sind sowieso in jedem Plattenschrank. Und den kann man ja mal wieder öffnen und die Nadel eine gute, schwarze Rille durchpflügen lassen.