"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Weg ins Licht (23.3.08)

Gerade zu Ostern fragen wir uns: Was habe ich die ganze Zeit gemacht? Plötzlich ist schon wieder Ostern, die Regale in den Supermärkten quillen über von Schokohasen mit Progenie, die ihnen dieses dümmliche Aussehen verleiht. Wir fragen weiter: Wer hat eigentlich die Osterhasen erfunden und warum sollen sie bunte Eier verstecken? Alleingelassen ohne Antworten sitzen wir im Fensehsessel und sinken in eine tiefe Feiertagsdepression. Wisst aber, dass das zu unserem Weg gehört. Es ist nicht bequem, ins Helle der Erleuchtung zu gelangen. Einfacher ist es hinabzugleiten in die Finsternis der Steuerhinterziehung, des Lugs und Betrugs, des schönen Lebens in Villen mit Swimmingpools, dicken Autos, der exotischen Urlaubsziele, des Schmucks und des Bodyshapings. Wer will schon daran teilhaben? Sicher, jeder eigentlich. Jeder möchte genug Geld haben, um die Kontoeröffnungsgebühren in Liechtenstein mit Links zu zahlen, jeder möchte dem Autoverkäufer, der ihn vor einem Jahr übers Ohr gehauen hat, mit gleicher Münze heimzahlen, jeder möchte raus aus seiner eingestaubten Dreizimmerwohnung, jeder möchte einen BMW, einen Urlaub auf Hawaii und einen auf Form geschnitzten Körper. Bruder Neid steht uns im Wege. Wir haben nicht das Geld, um den breiten, bequemen Weg zu gehen, der direkt in die Hölle führt. Da soll's auch ganz schön sein, behaupten böse Zungen, Menschen, die das Beste aus ihrer desolaten Situation machen wollen. Denn Reichtum macht einsam; auch wenn man es anfangs nicht merkt vor lauter Prosecco und Kaviar und freundlichst plaudernden Partygästen. Den steinigen Weg gehen die, die wirklich nach einem guten Leben streben. Schritt für Schritt quält euch in die Höhe; der Lohn wird euch gewiss sein. Derweil wird in der Hölle mal wieder richtig gebechert. Eine Scheinwelt, von der ihr euch nicht gefangen nehmen lassen dürft. Macht eure Bude mal wieder richtig sauber, geht eine Runde um den Block, ein paar Sit-ups, um das Fett an Bauch und Hüfte zu shapen, eine schöne Tagesfahrt mit einem Reisebusveranstalter und das Leben auf dem harten Weg erscheint euch wieder lebenswerter. Irgendwann werden auch in der Hölle die Lichter ausgehen.