Gefahren lauern im Alltag

Der hygienebewusste Mensch von heute begnügt sich nicht mehr mit schlichtem Toilettenpapier, sondern ergänzt die aktuell nach geschäftlichen Sitzungen anfallende Körperreinigung durch sogenannte Feuchttücher. Sandra hilft zu einem sicheren Gefühl, alles ist sauber, der Mensch kann wieder unter seine Mitmenschen gehen. Der angenehm-penetrante Geruch Sandras überdeckt mögliche unangenehme Geruchsreste, die den sensiblen Mitbürger die Nase rümpfen lassen. Sandra ist ein Schatz!

Manchmal jedoch versteckt sich Sandra in ihrer Plastikbox, vielleicht weil ihr nicht genügend Aufmerksamkeit zugeflossen ist, sei es, weil sie nicht schon wieder Lust hat, anderen Menschen zu Sauberkeit zu verhelfen, um selbst eingesaut übrig zu bleiben. Sandra ist sensibel, sie möchte gebeten werden. Manchmal zieht sie sich einer Schnecke gleich in ihr Gehäuse zurück.
Sandra ist neben aller Nützlichkeit für den Waschzwängler auch eine Gefahr im Haushalt. Perfide beißt sie in Finger, die nach verborgenen Tüchern bohren und verursacht nicht nur Schmerzen, sondern auch Entzündungen im Fingerkuppenbereich und an der Nagelhaut.
Die moderne Zeit zahlt hier ihren Preis. Früher reichte ein geknittertes Blatt der Freien Presse oder des Mindener Tageblatts, heute ist die dreilage Klorolle schon überfordert und muss durch Sandra ergänzt werden. Das schafft Aggressionen, weil Sandra eigentlich gedacht hatte, sie werde zum Abschminken übermalter Gesichter benutzt werden. Gesicht ist Gesicht, hatte ihr der Sortimenter des E-Center zugeraunt, für welches dich einer benutzt, das entscheidet nicht das Feuchttuch, ist das klar?
Sandra musste kleinlaut beipflichten und schwor sich Rache zu üben.
Wer unverletzt im Haushalt bleiben möchte, der sollte bedenken, dass auch Reinigungstücher Gefühle haben. Wer mit Blumen spricht, fördert ihr Wachstaum, wer seinem Feuchttuch ein paar liebe Worte zusäuselt, macht auf jeden Fall nichts falsch!