Vom Wertvollen und Unnützen

Es war in der Zeit, als die Menschen alles hatten. Nach einer langen Zeit der Entbehrung hatten sie eine Ära der wirtschaftlichen Wunder erlebt, etwa den gelben Pudding oder auch Töpfe aus Bakalit, Waschbeton und die Verschandelung von öffentlichen Gebäuden durch komische Bilder, Glasbausteine und schräge Wände.
Schließlich waren die  Menschen satt und konnten sich nichts mehr schenken, selbst Vertrauen ging nicht mehr als akzeptables Präsent durch, nur noch als witzige Bemerkung, über die keiner lachen wollte.
Dann erdachten die Mensch Gegenstände, die zwar teuer waren, aber deren Funktion ungeklärt blieb.
Man wählte Materialien, die irgendwie wertvoll wirkten, vielleicht weil Sklaven oder Kinder dafür unter unmenschlichen Umständen schufteten. Genaues wusste man nicht, wie man auch in der Vergangenheit nichts Genaues hatte wissen wollen, lediglich die Möglichkeit, ein Geschenk machen zu können, stand im Vordergrund.
So gab man dem Nächsten, den man lieben sollte wie sich selbst, einen Zinnbecher zum 48.Geburtstag und bekam dann leider selber einen zum nächstmöglichen Termin, der noch prachtvoller war als der selbst verschenkte. In der Zeit des Alleshabens und des Langweilens wollte man den Nächsten nicht nur liebhaben, sondern auch noch übertrumpfen.
Über die Jahre sammelten sich immer mehr Becher, Dosen, Aschenteller, Wandschalen und  anderes Gedöns an, standen in den Regalen und sammelten den Staub auf ihren Oberflächen.
Für Zinn ist nicht viel drin, hieß es immer, wenn man einen ehemals wertvoll erscheinenden Becher zum Altmetallhändler brachte. Und so ließ man das Unnütze in den Regalen der Wohnstuben und Küchen stehen und hoffte, dass diese es eines  Tages an den Ort seines Ursprungs zurückkehren würde, was aber niemals geschah.
Heute erinnern wir uns dieser Zeit des Überflusses und gedenken, dass uns das Wasser deswegen bis  zum Halse steht.