Frauenversteher im Frauenland

Ben war Frauenversteher, er hatte Stricken gelernt und konnte weinen, er hatte in einem Geburtsvorbereitungskurs mitgehechelt, für den Fall des Falesl und obwohl niemand in seinem Bekanntenkreis überhaupt schwanger gewesen war, er konnte kochen, Kinder vom Kindergarten holen und putzen, beherrschte Smalltalk über Schwangerschaftsbeschwerden und aufgespritzte Lippen (widerlich!), besaß eine beachtliche Zahl an Schuhen im Schrank stehen, hatte Qi Gong-Kurse besucht;  Handarbeit hatte für ihn bei der VHS eine ganz neue Bedeutung bekommen, und überhaupt, zusammen mit der Zeitschrift Brigitte hatte er herausbekommen, wie Frauen ticken.
Er war mit dem alternativen Reiseveranstalter ins Frauenland gereist. Alles war lila, alles war weich und unmännlich, die Flüsse hießen Großer Zwirnsfaden und Die Nadel, die Berge hatten Namen wie Beauvoir und Schwarzer, eine große Wiesenlandschaft hieß Kittelschürze und das Moor nannte man Feuchtgebiet.
Ben blätterte in der Brigitte und suchte nach Erklärungen. Er fühlte sich nicht wohl.
Selbst die Sonne war hier weiblich und hatte diesen Blick wie Mutter früher, wenn er sein Zimmer aufräumen sollte.
Ben fühlte sich nicht wohl. Sein Bauch sagte ihm: Fahr nach Hause, alter Schwede!
Alles war umsonst gewesen. Frauen konnte man nicht verstehen. Nicht, wenn man ein Mann war.
Die ticken nicht richtig, flüsterte Ben und beschloss, in der nächsten lila Pause, die er in seinem Pflichtprogramm finden konnte, zurückzufliegen.