Fahrräder hängen rum

Originalfoto und Installation: Sönke W., 2013
Vor Jahren waren es Turnschuhe, die leblos in den Bäumen baumelten. Ausdruck tiefster Depression und der Sinnkrise im Leistungssport.
Neuerdings muss man immer wieder und immer häufiger beobachten, dass Fahrräder in Bäumen hängen, um dort leb- und nutzlos zu verrotten.
Vermutlich hat sich hier die rasante Entwicklung der batteriemotorunterstützten Zweiräder niedergeschlagen, die das muskelbetriebene Fahrzeug vor die Sinnfragen stellt: Wer will denn auf mir noch sitzen? Wer  will denn mit mir noch fahren? Muss denn alles batteriebetrieben sein, was ein bisschen Schweiß kosten könnte?
Ermittlungsbeamte stellen sich die Frage: Wer hat hier geholfen, denn ohne Frage ist wohl klar, dass ein 28er-Fahrrad sich nicht selbst in den Baum hängen kann.
Hilfsbereiten Radlern sei gesagt: Die Selbsttötung ist in Deutschland straffrei, denn man kann natürlich die Täter nicht nach der Tat belangen; Hilfestellung bei diesem autoaggressiven Akt ist ebenfalls straffrei, d.h., das Rad hinaufzuheben wäre legitim.
Wenn es dann hängt und sich nicht selbst befreien kann, weil es sich das Ganze noch einmal überlegt hat, wäre dann "unterlassene Hilfeleistung" anzukreiden, was wiederum nicht ohne Strafe abgeht.
Originalfoto: Sönke W.