Gummistiefel waren immer zu kurz


In Stiefeln trägt man Rosshaarsocken, denn Stiefel neigen dazu, Schweißfüße zu produzieren und weil Pferde keine Schweißfüße haben, da sie bekanntlich Hufe tragen, glaubte man in den 60er Jahren, dass Rosshaarsocken das ideale Drunter bzw. Drüber sei.
Die pferdehaarbestückten Objekte sollten Feuchtigkeit verhindern und ein unangenehmes Quietschen und Quatschen in den Gummibehältern ausschließen. Die Nässe machte darüber hinaus auch trittunsicher, fester Halt war kaum noch gegeben, sodass der Träger auf sehr unsicheren Füßen stand.
Das größte Problem aber war, dass Gummistiefel immer zu kurz waren. Da halfen euch nicht drei Schichten Rosshaarsocken, die im Übrigen gar nicht in die Schuhe gepasst hätten; immer wieder lag der Stiefel unter der Wasseroberfläche und ein süffisantes Gulpen oder Glucksen deutete an, dass der Stiefel voll war. Das gab meistens Ärger, denn auch Hose und Normalsocken konnte man vergessen, weil sie klitschnass waren und somit für den weiteren Gebrauch ausfielen. Kleidung war begrenzt, Waschtage waren selten; jedes Ergründen von Tiefstellen in Bächen und Baugruben war verboten; Zuwiderhandlungen mit dem Aufbrauchen der Reservekleidung zogen Bestrafungen nach sich, etwa durch Hiebe auf den trocken gebliebenen Hosenboden.
Wenn man es genauer bedenkt, waren eigentlich die Gummistiefel nicht zu kurz, sondern Bäche und Baugruben zu tief, bzw. der Wasserstand zu hoch. Dagegen konnte man mit seinen Gummistiefel nur im übertragenen Sinn anstinken.