Zwölftonmusik - Was soll das?

Mögen Zwölftonmusik, wenn's gut klingt.
Musik lässt sich nicht einfach beschreiben. Oft fehhlen die Worte und man muss versuchen, seinem Gefühl Ausdruck zu geben. Das kann sein durch rhythmisches Hin-und Herbewegen des Oberkörpers, wie es vom Hospitalismus her bekannt ist, oder aber durch schlichte Bewegungen der Hand, die an das Dirigieren des Profis erinnern oder einfach an das Herunterdrücken des Stampfers oder Stempels einer Kaffeekanne für Aufgusskaffee. Esoterische Kreise entwickeln Tänze, die für alle verpflichtend sind und wobei wallende Gewänder in bunten Farben getragen werden müssen, oder stampfen stundenlang mit den Füßen auf Lehmboden, um in eine Art Trance zu verfallen. Das heißt doch: Musik geht ins Ohr und kommt aus dem Körper wieder heraus. Schlechtestes Medium ist dabei das Wort. Ein gefühlvoller Grunzlaut sagt mehr als ein wohlartikuliertes Ssssuper oder Ganzgroßeklassebesondersdiecelli.

Musik kann aber auch fassunglos machen. Das hat sie zur Zeit der Wende zum 20.Jahrhundert durch die Zwölftonmusik. Was andere als Ausdruck der kriegsvorbereitenden, imperialistischen Tendenzen in Europa interpretieren, ist wohl nichts anderes als Bequemlichkeit gewesen: Wo der ernsthafte Tönesetzer nach Ideen, nach Melodien sucht, rattert der Zwölftöner sein schlichtes Repertoire runter. Seriell, einer Maschine gleich, spult er eine wirre Reihe von 12 Tönen ab, wobei sich keiner wiederholen darf, bevor nicht die anderen 11 gespielt worden sind. Eine Wahnwitzidee! Selbst die DGG hat sich trügen lassen und Kompositionen aus der Baukastenwerkstatt der Zwölftöner veröffentlicht. Der Clou: Sie hat damit auch Geld verdient, weil der Hörer und Käufer nämlich auch bequem ist und sich von den gelb-weißen Covers der DGG beeindrucken lässt, anstatt einmal richtig hinzuhören. Wer merkt denn wirklich in all dem Gewirr, ob die 11 anderen Töne gespielt worden sind, bevor das eingestrichene As zum zweiten Mal ertönt? Da schweigt man doch lieber, als sich eine Schwäche einzugestehen.

Das Schlimmste aber ist, dass es Menschen gibt, die solche Konstruktionsmusik, die jeder Computer schnell mal raushauen kann, anscheinend genießen, die sich wohlig in den Sessel drücken, die Beine heben und seufzen ob des ernstzunehmenden Kunstwerkes, ob der Gefühlsgewalt, die dem Hörer angetan wird, im Positiven natürlich.
Da kann man sich doch nur ein Beadauern abringen, dass hier werbetechnische Bauernfängerei - wobei das Wort schon fehl am Platze ist, denn ein Bauer besitzt genügend Selbstachtung, um sich nicht durch eine Zwölfton-CD zu quälen - mit der Blasiertheit des Bildungsbürgertums gepaart wird, und so dem Schnellschnell-Komponisten, dem nichts Schönes mehr einfällt, den Lebensunterhalt  sichert.
Da ist der Griff in die Schlagerbox zu verstehen.Eskapismus nennt der Psychologe das, und der muss es ja wissen, weil er sein Geld damit verdient.