Brausender Beifall oder tosender Applaus?

Der Schreiber in örtlichen Tageblättern neigt zur Alliteration, um zu belegen, dass er mit den großen Klatschkolumnisten mithalten kann. Der gleiche Anlaut ist Pflicht und die Wortwohl wird ihr untergeordnet.
Brausender Beifall - Was soll das sein? Tosender Applaus ist als feststehender Wert bekannt, aber brausender Beifall muss sich noch in die Skala der differenzierten Geräuschäußerungen arbeiten. Immerhin kann der Künstler grob abhören, was das Publikum von seinen Produkten hält.
Brausend - Dieses Partizip Präsens, das die Dauer des Vorgangs verdeutlichen soll, ähnlich einer Gießkanne, die die Gartenblumen sanft beregnet, oder ähnlich einem Duschkopf, der einen Menschen berieselt, zeigt an, dass der Vorführende oder Vorgeführtgehabthabende einen dezenten Beifall verdient, der nicht das Tosen der Welt abruft und kein Erdbeben initiiert, aber doch stetig und rege herabplätschert. Prasseln wäre da schon eine Steigerung.
Dem Brotlosen drängt sich auf, dass die Applaudierenden kurz vor der Langeweile gesessen haben und nun froh sind, dass der Akt vorüber ist. Niemanden hat es vom Sessel gerissen, aber man ist allgemein angetan, vielleicht mäßig bis mittelmäßig.
Der Autor des Textes wollte vielleicht ausdrücken, dass der Applaus kräftig war, hat es aber vorgezogen, sich selbst darzustellen und seine persönlich empfundene Kunstfertigkeit im Bereich Schreiben und Schmieren in den Vordergrund zu stellen, sodass der eigentliche künstlerische Akt in den Hintergrund geraten ist und zudem noch falsch umschrieben wurde in puncto Klatschen.
Ein Katalog der brauchbaren Metaphern wäre interessant, um Missgriffe zu vermeiden und die Künstler nicht dergestalt zu frustrieren, dass sie demnächst verweigern aufzutreten.
Jeder mag Überlegungen anstellen, was folgende Applauskomponenten bewirken könnten:
Kraftstrotzendes Klatschen, totales Trommeln mit den Füßen, stattliches Stampfen, klangvolles Klappern der Hände, zünftiges Zusammenschlagen der Handflächen, achtbarer Applaus, betroffener Beifallsorkan, heftige Huldigung, großzügiges Gefallen, jovialer Jubel, respektable Resonanz. Alles in Form von Klatschen, Grunzen und Füßetrampeln.
Also, einfach mal ausprobieren und gucken, was passiert.
Den Schreibern aber sei geraten, zu schreiben ohne zu schmieren. Alternierende Alliterationen sind allemal allen angeraten, damit der Zwangscharakter des Eindruckschindens nicht zu deutlich wird.