Tippelnde Menschen

Ernst Broch: Tippelbruder (2014)
Immer häufiger sieht man Menschen, die sich komisch anmutend durch die Gegend bewegen, oft haben sie einen Hund dabei, den sie in tippelnden, hektischen Schritten auf dem Verdauungsgang begleiten, manchmal haben sie Stöcke, an denen sie sich festhalten, um nicht umzukippen.
Gelegentlich aber stochern Menschen mit angewinkelten Armen ohne jedes Hilfsmittel durch die Gegend, das Gesicht bleich oder puterrot, die Mimik erinnert an die Vorstufe zur Panik.
Fragte man sie, wohin des Weges sie laufen, lautete die Antwort in der Regel: Nach Hause.
Fragte man, woher sie kämen, wäre die Antwort dieselbe: Von zu Hause.
Welchen Sinn aber kann man aus einer Bewegung ableiten, deren Ziel es ist, am Start anzukommen?
Zwar haben diese Geher eine Stunde in ihrer Bewegung verbracht, sind aber keinen Meter vorangekommen, weil sie ja wieder zu Hause sind, da, wo sie vor 60 Minuten begonnen haben. Wie enttäuschend muss es sein, sich bewusst zu machen, dass sie da sind, wo sind immer schon waren. Was bedeutet das für ihre Entwicklung? Für ihre Größerwerdung als Mensch?
Aber Jesus hat doch gesagt, er sei das A und das O, der Anfang und das Ende!, wenden die Beweger ein, und doch verstehen wir nicht, was sie damit meinen.
Immerhin kann man ihre Bewegungsstrecke, wäre der ein roter Faden, durch Strecken und Ziehen zu einem Kreis machen, sodass mindestens der blasse Eindruck entsteht, man habe sich in einer idealen geometrischen Figur bewegt.
Aber: Auch das Hamsterrad ist rund.
Und irgendwie erinnern die zähen Männer und Frauen, wenn sie mit verbissenen Gesichtern Hund, Stock oder angewinkelte Arme durch die Gegend quälen, an Hamster, an Feldhamster vielleicht, die ja bekanntlich auf der Roten Liste stehen.
Und trotzdem: Ein Rest Unverstehen bleibt.
Und wir haben einen Grund, still im Sessel hocken zu bleiben, denn man muss ja nicht alles mitmachen.