Tonnes Tagebuch: Regen


Liebes Tagebuch!
Ich werde verrückt. Seit ich mir ein neues Fahrrad gekauft habe, um mich umweltfreundlich zu bewegen und das Auto stehen zu lassen, regnet es ständig.
Wenn die Sonne scheint, kann ich gerade nicht Fahrrad fahren.
Es ist zum Verrücktwerden.
Monatelang hat es keine Tropfen vom Himmel gegeben, die Erde war ausgedörrt, die Felder schrieen förmlich nach Wasser, und dann reicht ein einfacher Fahrradkauf und es plästert los.
Was machen sich Eingeborene irgendwo für Mühen, tanzen und stampfen tage- und nächtelang und singen schrille Lieder, damit mal eine dunkle Wolke über ihrem Terrain abregnet und dann die Lösung.
Besser wäre natürlich, der Regen ginge in Dürregebieten runter.
Ich habe den Eindruck, dass mich da irgendwas im Universum auf dem Kieker hat.
Haha, der kauft sich ein Fahrrad, damit er umweltfreundlich herumfahren kann, dem zeigen wir's mal. So geht's nicht!
Irgendwer flüstert das und will mir eins auswischen.
Dabei regnet es auch noch für Millionen anderer, die sich kein Fahrrad gekauft haben.

Dann noch was: Immer wenn ich unterwegs bin, treffe ich den Dicken mit der Brille in der Trainungshose. Mal kommt er von links, mal von rechts. Aber immer ist er punktgenau da, wo ich auch gerade bin. Keinen anderen Menschen treffe ich so oft, ausgenommen meine Arbeitskollegen, meine Frau vielleicht noch.
Niemand soll sagen, ich litte unter Verfolgungswahn. Den Verfolgungswahn hat der Dicke mit der Brille in der Trainingshose. So viel und so zufällig kann der gar nicht rumrennen; dann müsste er dünn sein.

Und noch was: immer wenn ich eine bestimmte Straße fahre, ist "rote Welle". Ich hasse das.
Im Zeitalter des Computers noch rote Welle!
Jeder Computer ist so dumm, wie die Leute, die davor sitzen.
Oft sogar noch dümmer. Nur weil ein Computer schneller rechnen kann, heißt das nicht, dass der eine grüne Welle hinkriegt.

Vielleicht fahre ich mit dem Fahrrad mal in die Sahelzone. Da wird auf jeden Fall Regen gebraucht.