Überhört: Die Steel Guitar


Was haben wir früher nicht alles wohlwollend überhört? Oder wussten wir gar nichts von der Existenz einer Steel Guitar? Anfangs glaubten wir an Hawaii, an weißen Sand, Palmen und halbnackte Mädchen, die uns Blumenketten andienten. Das war wohl ein Traum.
 Cowboymusik war das, was Crosby und Kollegen da runterrasselten; es fehlte lediglich eine quietschende Geige, die zwischendurch auch ein paar Glissandi krächzte und ein Honky Tonk-Piano, dann hätte sich der enttäuschte Plattenkäufer mit einer Flasche Whisky den Frust weggespült.
Die Musiker waren wohl Wunschcowboys ohne eigenes Pferd; eine Pistole konnte ja damals jeder im Supermarkt kaufen. Die Gruppe wollte von diesem nervtötenden Gedudel, an dem sie hing, wie der Kuhtreiber an seinem Sattel, ablenken und verbreitete Botschaften für Eltern mit schwererziehbaren Kindern: Teach your children. Der Steel Guitar-Spieler tat, als interessiere ihn das gar nicht. Vielleicht war er selber ein Schwererziehbarer. Den größten und langanhaltensten Applaus erhielten Crosby und Co, als ihr Nervtöter mit der Brettgitarre auf den Knien wie erschossen vom Stuhl kippte und endlich die ganze Pracht des schönen Stückes zu hören war. Manchmal ist mehr wirklich weniger, bzw. umgekehrt.
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