Dein Bandana stinkt

Laura lehnte sich an Hotti und war glücklich. Sie spürte seine Wärme und es störte sie überhaupt nicht, dass er einen Kopf kleiner war als sie. Wenn sie saßen oder lagen, fiel das kaum auf. Sie sog die laue Abendluft ein und betrachtete den sinkenden Feuerball am Horizont, dessen letztes Licht die kommende Nacht ankündigte. Hotti bewegte sich, er schmiegte sich an sie und blickte hoch. Seine Augen strahlten, er musste glücklich sein, er war glücklich. Laura. Meine Laura, dachte er. Wie lange hatte er gezögert, sie anzusprechen? Die Zeit war zwischen seinen Händen verschwunden wie ein  Eiswürfel, den er sich häufig aus seinem Bourbon geklaubt hatte und dann gedankenverloren betrachtet hatte. Wie klein war die Zeit geworden, wie unbedeutend. Jetzt hielt er Laura im Arm, es störte ihn nicht, dass sie einen guten Kopf größer war. Ein guter Kopf, hahaha, dachte Hotti, ja, sie hatten einen guten Kopf, da gab es nichts dran zu rütteln.
Jetzt standen sie vor Hottis Harley und betrachteten den Sonnenuntergang. Laura küsste Hotti auf den Kopf.
Da war er wieder. Dieser Geruch. Was kann das sein?, dachte Laura. Sie hatte geduscht heute Morgen, Hotti gestern nach der anstrengenden Tour durch das Valley.
Sag mal, Hotti, kann es sein, dass dein Bandana stinkt?
Hotti flüsterte: Ein Bandana wäscht man nicht. Ein Bandana ist für die Ewigkeit.
In diesem Moment wünscht sich Laura, sie wäre einen guten Kopf kleiner als Hotti, obwohl, nein, dann wäre sie fast zwergwüchsig, nein, Hotti  wäre zwei Köpfe größer als sie.
Das hatte sie nicht gewusst: Dass man sein Bandana nicht wäscht, nicht mal in der Handwäsche wahrscheinlich.
Laura schluckt und wusste, dass diese Beziehung am Anfang ihres Endes stand.

Die Musik zum Sonnenuntergang: Hey Baby (Jimi Hendrix)
Lieder mit Bandana drin: Me and Bobby McGhee (Janis Joplin)