Abgrund tief


Einst schrieb ich an die Innenseite der Toilettentür unseres Schulklos:

Lebe gern am Abgrund
Lebenshoffnung: Grabfund

Dachte, weltberühmte Archäologen würden mich finden,
in eine Vitrine legen und der Öffentlichkeit als ein besonders interessantes  Fundstück präsentieren, sodass ich zu Todzeiten - sagt man das überhaupt, wenn es zu Lebzeiten nicht geklappt hat? - zu Ruhm und Berühmtheit gelangen würde.

Niemand aber macht sich die Mühe, in den Abgrund, in den ich mittlerweile gestürzt war, zu schauen, denn wer, der nach oben will, schaut nach unten, da wo die Kadaver lauern, die in Museen Karriere als Exponate machen wollen?
Alle schauen nach oben, die nach oben wollen, die zu Lebzeiten Karriere machen wollen, damit sie die Bewunderung, den Neid, den Hass ihrer Mitmenschen genießen können.
Die Toten verharren. Ihnen ist kalt, weil sie nicht gewusst haben, dass niemand sie eines Blickes würdigen würde.
Der Abgrund heißt nicht zu Unrecht Abgrund.
Auch wenn ich diesen Satz nicht vollständig verstehe und ihn schon gar nicht erklären kann, so ahne ich, dass es ein wahrer Satz ist, eine dieser unumstößlichen Wahrheiten, die einen aus der Bahn werfen kann.
Ein Abgrund hat die fatale Eigenschaft, dass er keine Rückkehr zulässt.
Nicht einmal eine Rückkehr als Exponat, denn wer, hätte er mich gefunden, könnte zurück, wenn der vorherige Satz stimmte?

Es war ein schwerer Fehler, das Schulko für Schmierereien zu benutzen.

Ben Ommen.