Wenn Müll zur Qual wird.....

Neues Fachblatt gegründet.

Manche halten es für Lifestyle, andere nur für Unrat; Selbstausdruck und Kunst ergänzen die Argumente, die für das Anhäufen und Verbleiben von Materialien, Büchern, Elektrogeräten, ungeöffneten Kartons, Speiseresten, Cromargan-Platten und leeren Batterien gefunden werden.
Nicht jeder kann das nachvollziehen, denn Sozialisierung und Psyche sind unterschiedlich. 
Der von der Rasenkantenschneider-Mentalität der Nachkriegseltern Geprägte, der Strukturbedürftige und der Zwängler, der sogar die Unterhosen bügelt, wettern natürlich aus dieser Disposition heraus, dass der Unrat verschwinden müsse. Weg mit dem Dreck!, wird populistisch gereimt und damit werden Kreativität und Selbstausdruck niedergebrüllt.
Eingeschüchtert wagt der Sammlertyp nur noch heimlich, wenn er sich unbeobachtet fühlt, seinen Stapel Arbeitsblätter aus dem Vorvorjahr oder die Ansichtsexemplare nebst Begleitschreiben im Raum zu platzieren. Dabei ist es ihm ein Bedürfnis, etwas nicht wegzuwerfen, sondern aufzubewahren. Hier zeigt sich der erste Typus: Der konservierend-konservative. Das Alte gilt es zu bewahren, die Schätze der Vergangenheit zu sammeln und griffbereit zu halten. Wer weiß, ob wir da nicht noch etwas haben, über das ich mich selbst bzw. jemand anderer noch freuen wird? Wer will auf den Aha-Effekt verzichten, wenn unter dem Stapel auf dem Regal noch ein Dokument aus dem Jahre 1999 gefunden wird,  aus dem letzten Jahrtausend! Da hüpft dem Historiker das Herz in der Brust und die Hermeneutik will sich in voller Pracht entfalten! Der konservierend-konservative Typus geht noch einen Schritt weiter: Bereits Entsorgtes führt er einem noch existierend Haufen zu bzw. gründet einen neuen, dessen Aspekte nur ihm einleuchten, der Umwelt aber unwirklich und sinnentfremdet erscheint.
Unbewusst drückt der Typus den Wunsch des Festhaltens und Nicht-Loslassen-Könnens aus; er trauert dem Kindsein mit seinen Allmachtsphantasien nach und will diesen Zustand erhalten, was aber durch die Realität des Erwachsenseins verhindert wird. Er kompensiert das Unmögliche durch das Aufbewahren des Aufbewahrbaren und beweist mit jedem Stück mehr in der Sammlung die Richtigkeit seines Vorgehens.
In der nächsten Ausgabe:
Hier bin ich, hier will ich sein! Der demonstrative  Typus