Vorweihnachtszeit


Der Weihnachtsmann räkelte sich.
Unbehagen.
Er hatte den ganzen Sommer und den Herbst durchgeschlafen. Es war frisch und kalt in seinem Kobel. Er ahnte, dass es Dezember war.
Der Weihnachtsmann grunzte und blinzelte. Dezember. Klar. Der Kalender sagte es eindeutig. Zeit, die Rentiere parat zu machen. Die würden wahrscheinlich die letzten Monate wie jedes Jahr über die Stränge geschlagen haben und ihre fetten Bäuche kaum vor den Schlitten schleppen können.
Und überhaupt: Was sollte das Ganze mit Weihnachten überhaupt. Das war doch Konsumterror. Obwohl jedes Jahr der Schlitten leichter geworden war, kaum noch Geschenke, alle bestellten im Internet, diese verwanzten Weihnachtsmänner.
Das konnte einem die Lust auf Bescherung verderben.
Beschneidung statt Bescherung!, dachte der Rotmantelweißbart verärgert. Das tat wenigstens richtig weh! Internet. 
Am liebsten würde er liegenbleiben und noch ein Ründchen ratzen, aber das gab bestimmt Ärger mit dem Christkind. Das war doch jedes Jahr so hyperaktiv, freute sich noch auf diese blödselige Stimmung, Glöckchenklingeln und dann im weißen Unterhemd durch die Wohnzimmer zischen, Geschenke unter den Baum und ab die Post, dass es bloß nicht gesehen wurde. Was nützte denn das lockige Haar und das weiße Unterhemd, wenn es keiner sah?
Die Zeiten hatten sich geändert. Das war nicht schön.
Der Weihnachtsmann erhob sich mühsam, die Knochen knackten und schmerzten, zum Zahnarzt hätte er im Herbst auch gemusst. Jetzt war keine Zeit mehr dazu.
Wenigstens war kaltes Bier im Kühlschrank. 
Aber zuerst musste er die Rentiere wecken, die bestimmt noch im Koma lagen.
Besinnliche Vorweihnachtszeit!, spuckte der alte Sackträger aus. Nächstes Jahr! Nächstes Jahr war Schluss. Altersteilzeit und fertig!
Aber dieses Jahr war dieses Jahr.