Heute: Die Welt geht unter

Ringo schluckte. Heute würde sein guter alter und zuverlässiger und auf sicheren Quellen basierender Küchenkalender enden.
Das bedeutete Weltuntergang.
Nirgends hing ein neuer Kalender.
Die Zeit war abgelaufen.
Alle hatten gelacht, als den Mayas nicht geglückt war, die Kugel zu versenken, aber das waren greise Gesellen, die verknittert aus dem Götterhimmel grinsten, weil sie sich wohl einen Scherz erlaubt hatten, den viele Menschen ernst genommen hatten. Scherze darf man nicht ernst nehmen, denn dann sind sie keine Scherze mehr.
Heute Nacht wäre alles aus.
Was konnte Ringo tun? Noch ein Apfelbäumchen pflanzen? Gut, es war mild und feucht draußen, optimal für eine Anpflanzung. Aber wenn der Frost zurückkäme, wäre es finito mit Äpfeln.
Obwohl das ja auch nichts mehr bedeuten würden, wenn die Welt heute unterginge.
Ringo überlegte, ob er seine Aktien abstoßen sollte. Auch das war jetzt zu spät.
Schnell noch 100€ spenden für Brot für die Welt?
Das gäbe Punkte für den Platz im Paradies.
Ringo zückte sein Portemonnaie und nahm einen 50 €-Schein heraus.
Die Sparkasse hatte noch offen.
50 € heute, 50 € morgen, falls die Welt noch steht, das ist der Deal, lieber Gott!, flüsterte Ringo, und glaubte seit heute wieder fast fest an den großen Weltenlenker. Wer weiß, wofür es gut war.