Wieder da: Das hässliche Oberhemd!

Die Mode treibt ihre Blüten. Sagte man den Männern nach, sie hätten doch vorm Kleiderschrank kein Rätselraten wie die Frauen zu veranstalten, weil sie lediglich einen dunklen Anzug und einen Rollkragenpullover wählen müssten, so werden solche Gesetzmäßigkeiten jetzt erschüttert. Das hässliche Oberhemd kehrt zurück. Ein Beispiel ist das Modell "Selbst-vermalte-Taubenscheiße". Das Fernsehen scheut sich nicht, Moderatoren mit dieser Augenfolter zu bekleiden, die fröhliche grinsend zwei Knöpfe öffnen, um einen Blick auf die fahle Brust werfen zu lassen, um von den Vogelexkrementen abzulenken. Hatte man früher den selben Moderator als Klugscheißer diffamiert, weiß der Fernseher heute natürlich, warum das so ist. Sein Hemd könnte ganze Lebensgeschichten vergifteter Tauben erzählen, die im letzten Moment ihres Daseins noch etwas ausdrücken wollten, um der Welt ein wenig von ihrem Schicksal zu hinterlassen. Dass Tierschützer noch nicht auf den Plan gerufen wurden, mag verwundern. Viele Ex-68er hatten lange gehofft, dass das Klassengesellschaftsbekleidungsstück OBERHEMD das Zeitlich gesegnet habe, bzw. als Arbeitsbekleidung im Gastronomiebereich der werktätigen Klasse diene, und hatte lediglich den ungewaschenen Kragen des Rollis in den Blick genommen; jetzt werden sie eines Besseren, will sagen Schlechteren, belehrt: Es ist wieder da, und es nervt fast so stark wie damals die Nyltesthemden: Das hässliche OBERhemd. Unterhemden aller Länder vereinigt euch!