Fehlgeleitete Heranwachsende bauen unverschämte Schneemänner


In Windeseile muss man heute den Schnee zusammenkratzen, wenn man einen Schneemann bauen will; der KLimawandel, der an allem Schuld hat, lässt einem keine Zeit. Nur noch Waldorfschüler wissen in unseren Breitengraden, was ein Schneemann überhaupt ist: Ein dreikugeliges Gebilde, das mit Kohlen, einer Mohrrübe und einem ausgedienten Hut oder einem undichten Kochtopf dekoriert wird, so dass man meint, Onkel Werner stünde vor einem, denn der war auch immer so kalt.
Was aber machen missratene Zöglinge, häufig mit Hilfe ihrer Eltern, die in einem antiautoritären Kinderladen groß geworden sind? Sie persiflieren Brauchtum und Traditionen, auch wenn sie nicht wissen, was das überhaupt bedeutet. Wie kann man seinen Schneekugeln eine großfüßige Albinohenne an die Seite kleben? Wo bleibt die Achtung vor dem Mitwesen? Sind qualvolle Jahre in der Legebatterie nicht genug, um schweigend den toten Hühner, denen man ihre Eier abgepresst hat, zu gedenken? Muss denn alles in den Matsch getreten werden?
Statt eines Hutes missbraucht man heutzutage Vogelnester als Kopfbedeckung und Blumentöpfe, um der unförmigen Masse aus gefrorenem, flockigem Wasser ein Gesicht zu geben. Vielleicht eine Anspielung auf verbockte Schönheitsoperationen und eine stumme Kritik am Schnitter, dem das Messer ausgerutscht ist, und der trotzdem abkassiert hat. Aber- schön ist das nicht.
Einem Schneemann, der immer für den Weltfrieden gestanden hat und genauso schnell wie dieser weggeschmolzen ist, eine Rakete in die Brust zu drücken, das lässt verzweifeln. Was gibt es hier noch zu retten: Fehlgeleitete Heranwachsende drücken ihre unbekümmerte Zerstörungsbereitschaft aus. Da ist Schule gefordert! Bis dahin ist aber erst mal der Klimawandel verantwortlich. Und wir können hoffen, dass solche optischen Beleidigungen schnell wieder zu Wasser und Restmüll werden.