Samstag, der 27.12.08: Die Parabel vom "Arsch mit dem Fuß auf dem Hocker"

Ein armer Mann kam zum reichen Mann und bat diesen um einen Hocker, weil er lange Zeit gestanden hatte und des Stehens nun müde war. Der reiche Mann saß bei Tisch mit einem Gast und die beiden tafelten vorzüglich. Den rechten Fuß hatte der reiche Mann, weil es ihm wohl bequemer war, auf einen zweiten Hocker gestellt.
"Reicher Mann", sprach der arme Mann, "ich bin des Stehens müde und bitte dich um diesen Hocker, um mich auszuruhen."
"Verpiss dich, armer Mann", gab der reiche Mann grob zurück, und sogar sein Gast stutzte ob dieses rauen Tones. "Ich brauche den Hocker, um meinen Fuß draufzustellen!"
Da war der arme Mann sehr traurig, obwohl er wusste, dass Reiche nur ganz selten Hocker geben, auch wenn sie diese leicht entbehren könnten.
Der arme Mann ging also zum weisen Mann und fragte den um Rat: "Weiser Mann", sagte er, "ein reicher Mann hat mir seinen Hocker verweigert, obwohl ich seiner bedarf."
"Des reichen Mannes?", fragte der weise Mann.
"Nein", sprach der arme Mann, "des Hockers."
"Ach", nun der weise Mann, "dann gräme dich nicht. Das ist nur ein Arsch, der seinen Fuß auf einen Hocker stellt. Hinter seinem Rücken sagt man aber zu einem solch hartherzigen Mann "Arsch mit einem Fuß auf dem Hocker". Bedenke nun, ob du so genannt werden willst, oder ob lieber in Armmut weiterlebst und niemand zu dir "Arsch mit dem Fuß auf dem Hocker" sagt!"
"Wohl gesprochen!", bedankte sich der arme Mann.
Der weise Mann fuhr fort: "Schieß lieber mit Erdnüssen auf das Volk. Da tust du etwas Sinnvolles!"
Der arme Mann griff sofort in seinen Vesperbeutel und begann eifrig auf das Volk mit Erdnüssen zu schießen. Das Volk freute sich derart, dass es sofort zurückschoss und der arme Mann nie mehr an den Hocker denken musste.