Wenn die Zeit nicht still stehen will...

Das Altern hat mit Zeit zu tun. Je mehr Zeit vergeht, desto älter wird der Mensch, desto mehr Gerümpel häuft sich in seinen Zimmern an, desto mehr ist er bestrebt, alles los zu werden und wieder zu erjungen. Früher badeten die Menschen in Jungbrunnen und stellten fest, nachdem die alte Kruste aufgeweicht und abgefallen war, dass sie noch ganz adrett unter dem Schorf aussahen. Sogleich fühlten sie sich verjüngt und schoben das freundlicherweise auf den Brunnen.
Heutzutage in Zeiten übertriebener Hygiene altert der Mensch früher. Waschfrauenhände und Gummifüße erstarren und bleiben für immer, weil die Uhr gerade "voll" geschlagen hat. Womit Oma immer gedroht hatte, ist endlich bewiesen. Traurig für die Betroffenen.
Bei frühzeitiger, sprich punktgenau rechtzeitiger Alterung versucht der Mensch mit Accessoires gegen zu halten. Eine flotte Kappe und eine hippe Brille sollen von verrunzelten Händen ablenken. Ein Holzfällerhemd soll kraftstrotzen, und eine schicke Armbanduhr sagt: Zeit interessiert mich nicht, für mich ist eine Uhr nur Deko, nur schöner Armschmuck, den ich ab und zu betrachte, wenn ich pünktlich meinen Bus zum Internisten kriegen will.
Die Zeit aber steht nicht still, sie läuft und läuft und läuft, nein, sie rinnt förmlich, und wenn man ganz leise ist, hört man sie ticken. Und das kann schon in den Wahnsinn treiben, auch wenn die gichtigen Hände sich den faltigen Mund halten, um einen gequälten Aufschrei zu unterdrücken.
Carpe diem!, oder Kappe diem!, wieder der junge Mensch sagt: Kappe hilft da auch nicht.