Vorsicht bei der Tapetenwahl

Jeder Hobbytapezierer sollte sich genau überlegen, was er sich an die Wände seiner Behausung klatscht. Kleister ist billig, aber wenn die Folie erst mal passgenau an der Mauer hängt, muss man sich vielleicht jahrelang damit quälen.
Es gibt Tapeten, die in der Dämmerung oder kurz vor dem Einschlafen bzw. Aufwachen ein Eigenleben entwickeln.
Da schaut mich ein Hirsch an, sagt Betty, und vergisst, dass sie am Abend vorher ein paar Jägermeister gekippt hat.
Eine Peitsche, die mich schlägt, nörgelt Willo, der am nächsten Morgen rote Striemen an seinem Oberkörper entdeckt und sich nicht erklären kann, woher die stammen.
Das ist mein Kontoauszug! Endlich schwarze Zahlen!, brüllt Beppo vor Freude, und denkt nicht daran, dass Rot auf Schwarzweiß-Tapeten auch nur schwarz oder weiß abgebildet werden.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?, brummelt Sigmund und benimmt sich, als sei er beim Rorschach-Test durchgefallen.
Die Menschen projizieren gern ihre Probleme und geben die Schuld dann leblosen Objekten. Das geht zu weit.
Wer Massentierhaltung duldet, solte nicht bei den Dingen weitermachen, irgendwann schlagen alle gemeinsam zurück, und das wird dann weh tun.
Meine Tapete sieht aus wie eine Tapete!
Das ist Peter. Und Peter ist klug.Was genauso aussieht, wie das, was es ist, kommt nicht in eine Identitätskrise und wird folglich nicht aggressiv.
Tapeten haben die Aufgabe, an den Wänden herumzuhängen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Das ist beruhigend. Letztendlich kommt es dann aber auf den Betrachter an. Wohlgemerkt.