Schweinemast? Nicht in meiner Nähe!

Pawel Pikass: Mastbetrieb (2012)
Die Grillgemeinde grunzt unmutig. Lauschige Abende auf der Terrasse vor dem Rost, auf dem Nackensteak und Wurst brutzeln, sind in Gefahr. Ein Mastbetrieb ist in der direkten Nachbarschaft geplant und ein jeder weiß: Massentierhaltung sondert Geruch ab. Unangenehmen Geruch. Penetrante Geruch, der in Nase und Mund eindringt und den Genuss verdirbt.
Den Genuss am Gegrillten und am obligatorischen Pils.
Dabei ist der Mastbetrieb doch durchaus wohlwollend. Neben Konkurrenzfähigkeit und Profitorientierung charakterisiert er sich als preiswerter Versorger der Fleischesser, die im Sommer die Küche in der Garten verlegt haben.
Die Bürger werden unruhig, gründen Bürgerinitiativen gegen Mastbetriebe, Motto: Egal wo, nur nicht hier.
Das Begehren schläft ein, wenn verlagert wird. Gegessen wird immer; die Wurst schmeckt, sie darf nur nicht stinken, solange sie noch in engen Pferchen lebt.
Das Wort unmenschlich gibt es schon, mit dem Neologismus "untierisch" quält man sich.
Der Nachbar ist eigennützig, ihn interessiert das Wesen Tier nicht.
Nachbarn sind wir alle. Jeder ist sich daher selbst der Nächste, den es zu lieben gilt. Wenn das gequälte Tier weit genug entfernt zu Schlachtreife gebracht wird, ist es kein Nachbar mehr und die Frage nach der Liebe stellt sich nicht mehr. Aufatmen.
Eigentlich müsste uns der Appetit vergehen, denn Hunger haben wir schon lange nicht mehr.