Do it yourself - Orakel im Kommen

Immer mehr junge Menschen mit diffusen Zukunftsperspektiven greifen auf die Kraft des Orakels zurück. Da es zu teuer ist, jedes Mal nach Delphi zu reisen, versuchen es erfindungsreiche Jungmenschen einfach selbst.
Man verabredet sich einfach an einem unbelasteten Wochenende zu einem Gruppenorakel im Haus oder Garten eines Bekannten, vielleicht verabredet man sich sogar zu einem Orakelflashmob oder einer Open House-Veranstaltung, um dort mehr über die Zukunft zu erfahren.
Berauschende Substanzen, die in die Anderwelt führen, sind in jedem Supermarkt zu erhalten. Vor dem Ritualtanz steht dann das Vorglühen, das heißt, die Gruppe trinkt sich kollektiv in einen Rauschzustand, der erst mal völlig dicht macht, also eine Einschränkung der Wahrnehmung bedeutet. Nach einiger Zeit betonen Doppelbilder dann beutende Elemente der Realwelt.
Wahlweise kann dann ein Gestampfe zu monotoner Musik den Orakeleffekt erzeugen, oder aber für Sportive das Trampolinspringen zu 15 bis 20 Personen.
Wer nicht mehr kann, darf sitzen. Der Rest lässt sich immer wieder in die Höhe katapultieren, bis es aus ihm herausbricht. Der Fleck aus vor zwei Stunden Gegessenem wird dann interpretiert.
Da sich die Interpreten alle noch in einem Zustand fernab rationaler Erkenntnis befinden, ist die Botschaft zwar schlicht, aber wenigstens eindeutig:
Du hast gesoffen, du hast gekotzt. Morgen hast  du einen Riesenschädel. Übermorgen geht's dann wieder.
Das System ist insgesamt nicht ausgereift. Wer mehr wissen will, kann das Tageshoroskop in BILD lesen oder doch nach Delphi reisen.