Ein gütlicher Fernsehabend ohne Fernseher

Du hast alles wie immer zurechtgestellt. Das Bier steht auf dem Couchtisch, die Chips liegen in der handgeschnitzten Holzschale aus Taiwan parat, du hast die Puschen an und wirst sie gleich von den Füßen streifen, um deine Beine hochzulegen. Das pralle Kopfkissen ist bereits aufgerichtet, um dich sanft zu betten, damit du nur noch die Augen aufhalten musst, um das Programm des heutigen Abends vorbeischnurren zu lassen. Danns schreckst du auf, Schweiß schießt dir vor die Stirn, deine Hände kalt und feucht, dein Mund trocken. Du hörst dein Herz pochen, nein, es hämmert, als wolle es deinen Brustkasten zerschlagen, herausspringen und in die Welt schreien: Wo ist der Fernseher??? Wo ist das verdammte Ding hin?
Du atmest dreimal tief durch, lehnst dich zurück, tust, als sei nichts geschehen. Nichts passiert, summst du. Gar kein Problem, da mach ich's mir mal gemütlich. Also ob Fernsehen ungemütlich wäre! Du starrst vor die Wand, an der der Kasten sonst immer gestanden hat. Die Uhr tickt nicht einmal. Es ist still. Die Zeit kriecht im Schneckentempo. Wie angenehm, suggerierst du dir. Endlich Zeit haben, endlich nicht diesem Flimmerkasten unterworfen sein! Du wartest. Die Zeit steht fast still. Die Funkuhr zeigt erst neun. Viel zu früh, um ins Bett zu gehen. Du hast endlich Zeit. Zeit, es dir richtig gemütlich zu machen. Die Chips schmecken fade, das Bier schal.
Gemütlich, wisperst du. Auch mal gemütlich. Sollte ich öfte machen. Eine Träne rinnt dir die Wange hinunter.