Alte Papierbilder ohne Sinn?

Gestern vor einiger Zeit fand ich ein altes Papierfoto, das eine Landschaft im Schnee zeigte, ein paar Berge, dunkle Wolken. Der Schnee sah bräunlich aus und die Wolken ebenso. Kein Bild, das man anderen zeigt, damit diese erkennen, wie schön doch der eigene Urlaub gewesen war, eher löst so ein Bild Bedauern aus. Ich fragte mich, wie ich auf die Idee gekommen sein musste, dieses Bild zu schießen. Was heißt schießen? Stimmungsmäßig sah es eher nach einer depressiven Langzeitaufnahme aus. Dann erkannte ich zwei Personen am linken Bildrand, die sich ein  erhebliches Stück unter mir als Fotografen befanden. Was sollten sie dort? Hatte ich sie, weil es gute Bekannte waren, nach unten in die Schneewüste geschickt, um ein Erinnerungsfoto zu schießen? Leider erinnerte ich mich weder an den Ort, noch an die Personen, denn ich konnte nicht erkennen, um wen es sich handeln sollte. Vielleicht waren es auch unbekannte Wanderer, die in den nächsten Tagen als vermisst gelten würden, sodass ich sie vorsichtshalber ein letztes Mal ablichtete. Aber an eine Suchmeldung konnte ich mich nicht erinnern und so wurde wurde mir das Bild, vor allem weil es fast schon in Sepia gehalten war, man also nicht von einem Farbfoto, auf dem vielleicht zwei Farben zu erkennen sind, sprechen konnte, wurde mir das Bild immer fremder und ich stellte mir die Frage, welchen Sinn es machte, ein Lichtbild von einem unwirtlichen Ort mit dreckigem Schnee und dunklen Wolken, verschrobenen Berggebilden und zwei völlig unmotiviert naherwandernden und mir unbekannten Personen zu machen, das man nicht einmal Dritten zeigen konnte, um mit seinen Freizeiterlebnissen anzugeben. Das war Papierverschwendung. Chemikalienverschwendung. Verschwendung von Lebenszeit, wenn man noch ein einzigen Blick auf das Bild würfe.
Da bietet die See doch einiges mehr. Vielleicht fände ich in den nächsten Tagen ein Seebild, und ich hoffte, dass auf diesem nun eine weitere Farbe und eine Person, die ich kannte, zu sehen sein würden. Heimlich lobte ich die Digitalfotografie, die von richtigen Fotografen ja verschrien wird. Da konnte man drauflosmachen, hinterher Farbe beifügen, verzerren, entstellen und verändern. Unweigerlich musste ich an die Wahlplakate denken, die Angela Merkel zeigten. Löschen, dachte ich, löschen, das kann man dann alles löschen. Und das ist gut.