Haustiere im Trend: Fische

Vassily Kannikski:
Kein Fleisch, kein Fischstäbchen (2014)
Ein jeder braucht ein Haustier; nur die harten Menschen, die sich darauf berufen, unabhängig und frei zu sein, in Wirklichkeit aber ihre wahren Gefühle nicht zeigen wollen, verzichten auf die lieben Gesellen, die uns Geplagten das Leben verschönen.
Neben Hund, Katze, Maus ist der Fisch ein Tier ganz oben auf der Rankingliste.
Da er sich schlecht streicheln lässt, keine Laute von sich gibt und sowieso keine Gefühlsregungen zeigt -höchstens vielleicht die Vorlage für die Schnappatmung liefert, der wir uns bedienen, wenn Unverschämtes auf uns niederprasselt- fragt sich der Ottonormalstreichler: Warum hält man sich Fische?
Der Aquarienfreund weiß um Antwort:
Da ist endlich mal einer, der die Klappe hält. Dem kann ich erzählen, was ich will, der sagt nix, der fragt nix, der hält die Klappe. Und wenn ich auch nichts sage, da sagt der nicht: Warum sagst du nichts? Sag doch mal was! Was ist denn los? Nie sagst du was! Andere Männer erzählen auch mal was. Der hält sein Maul. Bei Fischen darf man auch Maul sagen. Und wenn ich sage: Halt dein Maul!, dann macht der das, weil der ja immer sein Maul hält.
Bei einem Hund geht das doch gar nicht. Der bellt, der macht Krach, der macht richtig Dezibel. Und Dezibel habe ich auf der Arbeit genug. Wenn ich zum Hund sage: Halt die Schnauze - das darf man bei Hunden ja - dann bellt der einfach weiter. Da müsste ich in die Hundeschule mit dem, und dann noch kontrollieren, ob der seine Hausaufgaben macht. Nein, das ist nichts für mich. Ich will meine Ruhe, und da ist der Hund weg. Gut, die Wilma ist auch weg, ich oder der Fisch, hat sie gesagt, und dann war sie weg. Jetzt habe ich einen zweiten Fisch, der sagt genauso wenig wie der erste, und das ist gut, das ist richtig gut. Jetzt kann ich einfach mal loslassen, wenn ich von der Arbeit komme, entspannen, nicht gestresst im Sofa, weil ich gleich keine Antworten auf die immer gleichen Fragen habe. Warum kommst du so spät, hast du wieder ein Bier getrunken, nie bringst du mal Blumen mit, andere Männer denken an ihre Frauen, stell deine Schuhe in den Flur, du könntest mal duschen nach der Arbeit, ich weiß gar nicht, was ich überhaupt hier noch soll, hinter dir rumputzen kann ich, aber sonst?
Mit einem Fisch ist Ruhe. Das ist doch Lebensqualität. Und deshalb steht der Fisch eigentlich auf Platz eins der Haustierrankingliste. Und nicht die Katzen. Die kratzen nämlich. Und Hunde stinken, besonders wenn es regnet.
Jeder ist ersetzbar, habe ich Wilma gesagt, sogar der Fisch. Aber da war sie schon weg.